Mit sofortiger Wirkung: Burger King lässt 89 deutsche Filialen schließen

Foto: Claude Truong-Ngoc [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Fast sieben Monate nach den Berichten über Hygienemängel bei Burger King trennt sich das Unternehmen nun von seinem größten Franchisenehmer in Deutschland.

Das ist definitiv ein Paukenschlag. Die Stimmung rund rum Burger Kind schien nach dem Hygieneskandal entspannter zu werden. Doch nun setzt die Fastfood-Kette seinen größten Franchisenehmer in Deutschland vor die Tür. Burger King hat am vergangenen Dienstag die Verträge mit der in Verruf geratenen Yi-Ko-Holding gekündigt. Burger King möchte die 89 Standorte der Holding mit sofortiger Wirkung schließen. 3.000 Angestellte bangen um ihre Zukunft.

Gab RTL den Anstoß zur Kündigung von Yi-Ko?

"Mit der jetzigen Entscheidung ziehen wir einen Schlussstrich", so der Deutschland-Chef der Fastfoodkette, Andreas Bork. Im Frühjahr hatte ein RTL-Team rund um den bekannten Aufdeckungsjournalisten Günter Wallraff über schwere Missstände in Filialen der Yi-Ko-Holding berichtet. "Nach dem Hygiene-Skandal im Mai hat sich zunächst vieles verbessert, doch seit dem Sommer gab es wiederholt Verstöße gegen die geschlossenen Vereinbarungen", begründete Bork die sofortige Beendigung der Zusammenarbeit. Nun wurde bekannt, dass wohl wiederholt Inhalte von Arbeitsverträgen missachtet wurden. Die Yi-Ko-Holding habe Zuschläge und Urlaubsgelder einbehalten und im Krankheitsfall Gehälter erst verspätet ausgezahlt. Darüber hinaus hatten die Journalisten festgestellt, dass Mitarbeiter nicht ausreichend entlohnt wurden.

Wie RTL berichtet, kam Burger King allerdings lediglich neuen Veröffentlichungen des Senders zuvor. Somit soll die Kündigung von Yi-Ko auf weiteren Rechercheergebnissen beruhen, mit denen man die Geschäftsführung von Burger King am vergangenen Donnerstag konfrontierte. Für die Beantwortung der Mitteilung von RTL setzte der Sender dem Fastfood-Riesen eine Frist bis zum 20. November.

Doch kurz vor Ende dieser Frist hat Geschäftsführer Andreas Bork via Pressemitteilung die fristlose Kündigung des Franchsisenehmers Yi-Ko bekannt gegeben. "Wie angekündigt, recherchierte 'Team Wallraff' weiter", heißt es auf der Seite des Senders. "So recherchierte die Redaktion erneut auch Undercover in mehreren Restaurants der Yi-Ko Holding." Das Ergebnis sei genauso erschreckend wie vor einem halben Jahr: "Auch weiterhin werden viele der Burger-King-Standards in den Yi-Ko Restaurants nicht eingehalten. So werden Zutaten noch immer sieben Stunden und länger statt der maximal erlaubten vier Stunden ungekühlt in Küche gelagert. Auch die Arbeitsbedingungen für die eigenen Mitarbeiter bleiben weiterhin kritisch: Verzögerte Gehaltszahlungen oder ausbleibende Lohnfortzahlung bei Krankheit sind nach wie vor an der Tagesordnung." Burger King hingegen pocht darauf, dass RTL bei der Entscheidung keine Rolle spielte: "In der Wahrnehmung mag das vielleicht so aussehen. Richtig ist aber, dass wir an dem Thema seit einiger Zeit dran sind", erklärte ein Burger-King-Sprecher.

Mehrere Hundert Gerichtsauseinandersetzungen hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in den eineinhalb Jahren gezählt, in denen der ehemalige Geschäftsführer der Yi-Ko-Holding, Ergün Yildiz, die Filialen unter sich hatte. Für seine Machenschaften mit den Mitarbeitern holten sich Yildiz und sein Geschäftspartner Alexander Kolobov sogar den Spezialrechtsanwalt Helmut Naujoks mit ins Boot. Bekannt ist Naujoks durch Bücher wie "Kündigung von Unkündbaren". Zusätzlich deckte Enthüllungsjournalist Günter Wallraff Missstände in den Yo-Ko-Filialen auf. Zum Beispiel bekam altes Gemüse frische Zeitstempel, Spülmaschinen fehlten und auch die Arbeitsbedingungen ließen zu wünschen übrig. "Wir teilen nicht dieselben Vorstellungen, wie man ein Unternehmen führen sollte", sagt Bork über Yildiz.

Yi-Ko möchte vor Gericht einstweilige Verfügung erreichen

Für die bekannt gewordenen Verstöße zeigte sich vor allem der ehemalige Geschäftsführer Ergün Yildiz verantwortlich, der nach den Enthüllungen zurückgetreten war. Anschließend soll sich Yildiz dennoch in das Tagesgeschäft der Yi-Ko Holding eingemischt haben.

Wie es mit den 89 Standorten weitergeht, stehe noch nicht fest: "Wir werden alles dafür tun, möglichst alle Restaurants und die bestehenden Arbeitsplätze zu erhalten", so Bork. Bis Mitte 2013 wurden viele der Yildiz-Filialen eigens von Burger King betrieben. Im Anschluss wurden diese an die Yi-Ko-Holding verkauft. Bork, der sich sicherlich fragen wird, ob er die Filialen 2013 hätte verkaufen sollen, erhält derzeit Unterstützung von Guide Zeitler, Leiter Systemgastronomie bei der NGG. Zeitler erkennt an, dass Burger King einzugreifen versuchte, doch der Einfluss zu schwach gewesen sei. Der neue Yi-Ko-Geschäftsführer Dieter Stummel sei zuvor die rechte Hand von Alexander Kolobov gewesen, der genau wie Yildiz 50 Prozent an der Yi-Ko-Holding hält. Burger King spricht bei Dieter Stummel von einem "Mittäter der Schmutzeleien". Unter der Führung von Stummel sei die Yi-Ko aus dem Bundesverband der Systemgastronomie ausgetreten, was auch den Ausstieg aus der Tarifpflicht bedeutet.

Die Yi-Ko-Holding wehrt sich indes gegen die Kündigung, von dieser das Unternehmen "völlig überrascht" ist. Unter dem neuen Interimsgeschäftsführer Dieter Stummel versucht Yi-Ko nun, vor Gericht eine einstweilige Verfügung zu erreichen. Denn Fakt ist: Ab sofort werden die 89 Filialen der Yo-Ko-Holding, darunter zum Beispiel die Restaurants in den Hauptbahnhöfen von Köln und München, von Burger King nicht mehr beliefert. Dominik Ziegenhahn von der Wirtschaftskanzlei Graf von Westphalen, der als Rechtsanwalt die Yi-Ko Holding vertritt, sagte der SZ: "Wir werden uns mit allen zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln gegen die Kündigung zur Wehr setzen." Interimsgeschäftsführer Stummel will die Restaurants so lange geöffnet lassen, wie Ware vorhanden ist. Sollten die Filialen danach nicht mehr öffnen können, so teilte er dem Handelsblatt mit, wäre die Insolvenz des Unternehmens die Folge.

20. November 2014