Zero Waste Jam: Marmelade aus Abfällen macht die Welt besser

Zero Waste Jam ist eine Marmelade, die aus Früchten gemacht wird, welche für den Abfall gedacht waren.

Zero Waste Jam ist eine Marmelade, die aus Früchten gemacht wird, welche für den Abfall gedacht waren. Sie soll nicht nur besser schmecken als herkömmliche Marmelade, sondern macht auch die Welt ein wenig besser.

Marmelade aus Früchten, die sonst im Abfall gelandet wären. So die Idee von Evelina Lundquist und einigen Freunden. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Invest In Me hat die junge Schwedin ihr Konzept einigen Investoren schmackhaft gemacht - mit Erfolg. Als die Jungunternehmer bei der Fair Fair im Juli, einer Bio-Messe in Wien, die ersten selbst produzierten Produkte wie Marmelade, Rhabarbersirup, Kompott und Konfitüre verkauften, war die Explosion der Idee kaum zu erahnen: 2013 will das Social-Franchise-Unternehmen den Geschäftsbetrieb aufnehmen. Zehn Partner in Wien und Umgebung sollen an dem Projekt teilhaben.

Ohne Zusatzstoffe und auf Basis vorhandener Ressourcen werden die Produkte der Gruppe rund um Evelina hergestellt. Die ersten Gläser wurden aus gespendeten Überschüssen der Arche Noah, einer Biogärtnerei in Österreich hergestellt. Circa 60 Kilo Obst kochten Evelina und ihre vier Geschäftspartner in der eigenen Küche ein und füllten sie in gebrauchte Einmachgläser. Natürlich wurden diese zuvor bei 150 Grad sterilisiert. «Das englische Wort waste hat eine Doppelbedeutung: Einerseits meint es Abfall, andererseits Verschwendung», so Evelina. «Genau dagegen wendet sich unser Projekt», fügt sie selbstbewusst an. Die Unwissenheit über Nahrungsmittel und deren Ursprung soll ebenso bekämpft werden wie der schrankenlose Konsum. Sogar die Etiketten der Einmachgläser werden aus Recyclingpapier gemacht.

Der Verkaufspreis von 1,80 Euro für hundert Gramm Marmelade hat es zwar in sich, doch waren die Testgläser innerhalb von zwei Tagen ausverkauft. Ähnlich wie in der Systemgastronomie geht es dem Social-Franchise-Unternehmen darum, die Lizenz gegen Gebühr an Franchise-Nehmer abzutreten. Ein wesentlicher Unterschied existiert dennoch: «Uns geht es nicht um Profit, sondern darum, soziale, ökonomische und ökologische Problemen zu lösen», sagt Evelina. Fallen Gewinne an, so bleiben diese im Unternehmen, um Abläufe zu optimieren und weiterzuentwickeln. In wenigen Wochen beginnen Evelina und ihre Geschäftspartner mit der Ausbildung von Franchise-Nehmern.

Natürlich gibt es auch Bedenken. Martin Staud, Chef der gleichnamigen Wiener Konfitürenmanufaktur, warnt: «Es ist schwierig, an Rohstoffe für die Produkte zu gelangen», so der zukünftige Berater von Zero Waste Jam. Doch die Marmelade aus Abfällen hat einen Vorteil: sie ist nicht vom Lebensmittelmarkt abhängig. Ihre Rohstoffe sollen aus Parkanlagen, Kleingärten und zweitklassiger Ware aus der Landwirtschaft kommen. Herstellen wird Zero Waste Jam seine Produkte möglichst nahe beim Kunden: aufwendige Transporte möchte das Unternehmen vermeiden. Eventuell genügt ein Lastenfahrrad.

«Wir müssen anders denken lernen, außerhalb der Box. Ja, wir sollten weniger Fleisch essen und Güter konsumieren, die nicht um die halbe Welt gereist sind», erklärt Evelina. Also gilt es das zu nutzen, «was ohnehin da ist». Es läuft ganz gut an. Zero Waste Jam ist bereits in Verhandlungen mit einer Schweizer und einer österreichischen Bank. Die eine möchte das Produkt als Weihnachtsgeschenk für Kunden, die andere für die eigene Kantine.

04. Februar 2013