Die falschen Machenschaften der Fernsehköche

Foto: Restaurant Futterage Siegburg

Das erste Mal in der Geschichte der RTL2-Sendung «Die Kochprofis» wurden die Starköche des Restaurants verwiesen. Anlässlich dieser aktuellen Geschichte analysieren wir zum Staffelende von «Rosins Restaurants» und «Rach, der Restauranttester» die falschen Machenschaften innerhalb der Produktion.

Pünktlich zum Staffelende der Sendungen der Herren Rosin und Rach liefern auch «Die Kochprofis» eine interessante Geschichte: Die Kochprofis Andreas Schweiger, Mike Süsser und Frank Oehler flogen beim Dreh aus einem Restaurant. Der Besitzer des «Curry & Fritz» in Österreich hatte die Nase voll. Erstmals mussten die Dreharbeiten von RTL 2 wegen Streitigkeiten vorzeitig abgebrochen werden. Wie das Restaurant auf seiner Facebook-Seite mitteilte, wurden die Dreharbeiten beendet: «Liebe Gäste, es findet heute Abend kein Abschluss-Dinner mit den Kochprofis statt - wir verständigen die Interessenten auch noch telefonisch. Wir haben uns entschieden, unseren eigenen Weg zu gehen und haben den Dreh abgebrochen.»

Die Besitzer des «Curry & Fritz» in Österreich hatten die Nase voll und schmissen das Team der Kochprofis raus. Foto: Restaurant

Besitzer Robér Assion versucht, das Restaurant in der Südsteiermark zu etablieren und bat dabei die Kochprofis Oehler, Süsser und Schweiger zur Hilfe. Doch im Anschluss ist Assion enttäuscht: «Es gab überhaupt keine Beratung. Die wollten nur ihr Drehbuch durchziehen», sagte Assion der Kleinen Zeitung. Zwei Köche hätten sich nicht einmal vorgestellt. Doch zum Eklat kam es erst, als die Kochprofis die Currywurst von der Speisekarte streichen wollten. Das ließ sich Assion nicht gefallen. Trotzdem wird die Sendung am 2. Mai ausgestrahlt. Der Privatsender RTL 2 gab sich gelassen: «Die Kochprofis hatten den Eindruck, dass ihre Hilfe nicht angenommen wurde.»

«Rach, der Restauranttester»

Foto: RTL

Anlässlich dieser Neuigkeit gucken wir auch bei Frank Rosin und Christian Rach genauer hin. Geht dort alles mit rechten Dingen zu? «Rach, der Restauranttester», die Adaption des englischen Formates «Ramsay’s Kitchen Nightmares», hat auch schon die ein oder andere Negativschlagzeile über sich ergehen lassen müssen. Der Sendung um TV-Koch Christian Rach wird vorgeworfen, Szenen bewusst ausgewählt, Zusammenhänge ausgelassen oder Schwierigkeiten eigens initiiert zu haben. Dirk Fischer wurde in seinem Restaurant «Porky Beer» (heute «American Essen») von Christian Rach besucht. Wie er dem Portal derwesten.de mitteilte, bewarb er sich allerdings nicht, sondern erhielt von der Produktionsfirma Eyeworks eine Anfrage per E-Mail. Fischer stimmte zu und vereinbarte einen Termin. Doch die TV-Crew erschien bereits einen Tag vor dem abgemachten Termin. Nach einer anstrengenden Schicht gönnte sich die Crew eine kleine Pause und auch der Bestand war nicht vollständig. Doch das absichtliche Niedermachen des Senders machte Fischer nichts aus. «Rach hat uns damals mit seinen Tipps unheimlich weitergeholfen», ist der Essener noch heute voll des Lobes.

In einem offenen Brief nahm auch das Restaurant Ochsen in Tamm Stellung. Hier beschwerte sich Gerd Baier über die von der Produktionsfirma geforderten gestellten Szenen. Rach prangerte die Hygiene des Hotel-Restaurants an und überzog die Situation mit einer gestellten Szene, wie Gerd Baier berichtet: «In einer auf Wunsch Ihres Produktionsteams nachgestellten Szene, wird dies meiner Frau negativ ausgelegt. Unseren eigenen Anspruch und den an unsere Mitarbeiter, dass wir unsere Hotel- und Restaurantgäste nicht nur zufrieden stellen sondern begeistern möchten, wird vollkommen unerwähnt gelassen.» Auch persönlich lies RTL nichts unversucht, den Eindruck des Rach-Besuchs zu verzerren. «Stattdessen erwecken die aus vielen Aufnahmen ausgewählten Ausschnitte und die Kommentare den Eindruck, dass meine Frau und ich unverbesserliche Nörgler sind. Dies hat uns menschlich sehr getroffen, ja teilweise sogar schockiert», so Baier in dem offenen Brief an Restauranttester Rach. Auch eine vom Sender gespendete Urlaubsreise wirkt im Nachhinein wie ein simpler Trick: «In der Sendung reisen wir Mitte der Woche ab. Nach dem Motto: die Baiers sind weg, schon läuft alles besser. Sie wissen selbst genau, dass dies ganz anders war. Am Sonntag, dem letzten Drehtag übergaben Sie uns kurz vor Eintreffen der „Ententag“Gäste“ den Gutschein, damit wir uns einfach etwas erholen sollten. Wir fielen auf diese Finte rein. Jetzt verstehen wir auch die Bedingung einer Abreise innerhalb von drei Stunden. Sie war notwendig, damit unsere Abreise selbst noch aufgenommen werden konnte, um sie dann nach dem Gusto Ihres Produktionsteams zeitversetzt einzubauen.» Auch ein treffendes Fazit formulierte Gerd Baier: «Offensichtlich soll das Negative überwiegen um es dann medienwirksam in Szene zu setzen.»

«Rosins Restaurants»

Nachdem Sender kabel eins die «Torten Tuner» aus dem Programm nahm, rückte «Rosins Restaurants» auf den Hauptsendeplatz um 20:15 Uhr. Im Anschluss, um 21:15 Uhr, zeigt der Sender eine Folge aus vergangenen Staffeln. Foto: kabel eins

Frank Rosin ist ebenfalls einer dieser Übeltäter. Mit seinem Format «Rosins Restaurants» war er in der ersten Sendung der ersten Staffel im Restaurant «Alte Veste» in Zirndorf zu Gast. Der Inhaber des Restaurants berichtete in der Presse, dass er von der Produktionsfirma kontaktiert worden sei. In der Sendung sei es allerdings so hingestellt worden, als habe seine Bedienung den Sternekoch um Hilfe gerufen.

Im Feuilleton der FAZ schrieb Peer Schader einige interessante Informationen zusammen: «Andernfalls kann es vorkommen, dass ein Kamerateam die Bedienung zum Zwiebelschneiden in die Küche schickt. Dann lässt sich der kleine Streit mit dem Kollegen kameratauglich nachstellen - samt Tränen in den Augen. So wird es zumindest von Teilnehmern der Kabel-1-Sendung «Rosins Restaurants» berichtet.» Auch ein Vertrag haben die Teilnehmer der Rosin-Doku zu unterschreiben. Darin verpflichten sie sich, während und ein halbes Jahr nach der Dreharbeiten keinem anderen Medium Interviews zu geben. Außerdem müssen «Umstand, Art, Stand und Umfang der Dreharbeiten» gegenüber Dritten geheim gehalten werden. Wer sich nicht daran hält, dem droht eine Vertragsstrafe von 10.000 Euro.

Anja Marschall, ein Gast beim Dreh im Restaurant «Carpe Diem» in Wilster, erinnert sich vor allem an das Testessen, welches bei Rosin fester Bestandteil ist. «Am ersten Tag kommt der Sternekoch unangemeldet mit Kamerateam ins Lokal und beauftragt die Küche, binnen Stunden ein Menü für mehr als dreißig Gäste zu zaubern, die dann die Qualität beurteilen. Meist fallen die Bewertungen nicht gut aus. Anschließend zeigt Rosin dem Team, was zu verbessern wäre. Beim zweiten Testessen sind alle höchst zufrieden.»

«Um Dramaturgie durchzuhalten, muss nachgeholfen werden»

«Um diese Dramaturgie durchzuhalten, muss bei „Rosins Restaurants“ gelegentlich nachgeholfen werden. Das Kamerateam taucht in vielen Fällen sonntags auf, wenn Supermärkte und Großhändler geschlossen haben. Dann gehen der Küche die Vorräte aus, der Koch muss Besorgungen an der Tankstelle machen oder sich Gemüse in der Dönerbude leihen. Wenn beim Testessen zwei Portionen fehlen und der Koch ratlos ist, hat auch der letzte Zuschauer begriffen, dass hier Dilettanten am Werk sein müssen. Dass statt der angekündigten 35 Gäste auch schon mal ein paar mehr im Lokal sitzen, erfährt das Publikum nicht.» Das Rosin-Produktionsteam habe sogar Krümel in die Tischritzen gestreut, um das Restaurant als unhygienisch zu präsentieren.

Ingrid Hartges, Geschäftsführerin beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband, sagt: «Das Medium hat eigene Regeln, die darauf zielen, ein Millionenpublikum zu unterhalten. Und das will keine betriebswirtschaftliche Rundumberatung sehen, sondern lieber, wie das Schnitzel in der Pfanne verkohlt oder der Sternekoch in der dreckigen Küche die Hände über dem Kopf zusammenschlägt» Ach, übrigens: «Das Recht des Mitwirkenden, diese Vereinbarung ordentlich zu kündigen, wird ausgeschlossen.»

20. März 2013