Restaurant-Gäste sollen künftig in Vorkasse treten

Weil immer mehr reservierte Restaurant-Tische leer bleiben, planen einige der berühmtesten Köche dieser Welt ein neues System: Die Zahlung per Vorkasse soll noch in diesem Jahr eingeführt werden.

Erst vor einigen Jahren legten viele Restaurant-Gäste ihre Hemmungen vor der Sternegastronomie ab. Sie war gezwungen, überheblich und spießig. Das hat sich zum Glück verändert. In den meisten gehobenen oder noblen Restaurants speist man inzwischen völlig ungezwungen. Doch schon kommt die Spitzengastronomie mit der nächsten Idee, welche die Menschen erneut von ihr entfernen könnte: Die Vorauszahlung. Ja, Sie lesen richtig. Weil viele Spitzenköche völlig genervt davon sind, dass viele der reservierten Tische leer bleiben, möchten sie die Gäste nun dazu zwingen, in Vorkasse zu treten.

Menüs sorgen für einen schönen Abend, zumindest für den Koch

Einige der berühmtesten Köche der Welt planen, ein solchen System noch in diesem Jahr einzuführen. Zum Beispiel dabei: Magnus Nilsson, der in seinem Restaurant "Fäviken" in Schweden eine der besten Küchen Europas bietet und Thomas Keller, dessen zwei Restaurants "Per Se" in New York und "French Laundry" in Napa zu den besten der USA zählen. Doch vielleicht ist die Einführung der Vorauszahlung ein Trend, der sich schon vor Jahren abgezeichnet hat? Zum Beispiel, als Ferran Adrià aus dem legendären Restaurant "El Bulli" die Speisekarte abschaffte. In dem inzwischen geschlossenen Restaurant, welches mehrmals zum Besten der Welt gewählt wurde, setzte Adrià seinen Gästen ab 1998 ein fixes, regelmäßig wechselndes Menü vor. Das System wurde weltweit übernommen und nennt sich Degustationsmenü, welches in der Regel aus acht bis 20 Gängen besteht.

Sicherlich ist es zu begrüßen, dass der Koch an sich kreativer und extravaganter wird. Doch möchte jeder wirklich das essen, was ihm vorgesetzt wird? Ein Menü, was schon feststeht, bevor der Appetit überhaupt einsetzt. Die Praxis des Degustationsmenüs, welches René Redzepis "Noma" weiterführte und in die Welt trug, sorgt beim Gast oft für Unbehagen. Die Nahrungsaufnahme im Restaurant verkommt zunehmend zu einem unüberschaubar voluminösen und zugleich oberflächlichen Getue. Für das Restaurant hingegen sind Degustationsmenüs hervorragend, es hat viele Vorteile dadurch. Zum Beispiel ein überschaubarer Ablauf in der Küche und eine vereinfachtere Berechnung des Wareneinsatzes.

Trends lancieren statt für unvergessliche Abende sorgen

Das beste Restaurant der Welt steht wieder in Dänemark. Nachdem das Haus von René Redzepi 2013 erstmals seit 2009 nicht die Top-Platzierung belegte, meldet sich das Restaurant in Kopenhagen eindrucksvoll zurück. Foto: Noma
Das beste Restaurant der Welt steht wieder in Dänemark. Nachdem das Haus von René Redzepi 2013 erstmals seit 2009 nicht die Top-Platzierung belegte, meldet sich das Restaurant in Kopenhagen eindrucksvoll zurück. Foto: Noma

Für die Restaurants ist es dann natürlich ärgerlich, wenn der Zuschauer, der Fan, mehr ist der Gast heutzutage selten, einen Tisch reserviert und nicht wahrnimmt. Der Vorteil der Organisation und des Wareneinsatzes ist hinüber. Doch auch hierfür hat die Gastronomie nun etwas parat: Einen Pauschalpreis, den der Gast bereits im Voraus zahlt. Doch was nützt das dem Koch? Sein Talent droht in der Vervielfältigung der Gänge und der Flüchtigkeit seiner Kreationen unterzugehen. Aber was soll's, Hauptsache, die Medien, Blogs und Internet-Foren reagieren positiv auf die Show, welche das Spitzenrestaurant heutzutage bietet. René Redzepi selbst sagte vor kurzem einen Satz, der vieles verrät, liest man zwischen den Zeilen: "Jetzt müssen wir uns nur noch was einfallen lassen, das wir als Nächstes machen könnten."

18. April 2015