Stiftung Warentest: Leitungswasser besser als Mineralwasser

Das Schleppen der Kisten ist ein Nachteil, das gute Gefühl beim Einschütten ein Vorteil: Doch Mineralwasser ist gar nicht so rein, wie die Stiftung Warentest nun bewies. Frei von gefährlichen Keimen und reich an wertvollen Mineralien, so der Ruf des Mineralwassers. Das trügt jedoch häufig. Die Prüfer der Stiftung Warentest nahmen für die aktuelle Ausgabe 30 stille Wasser unter die Lupe. Mit dem Gaumen und anhand von Laboranalysen bewerteten sie anschließend die Qualität des Wassers.

Am Test waren 14 Markenmineralwässer aus Brunnen, ein Marken-Quellwasser sowie 15 Mineralwässer der großen Handelsmarken von Aldi bis Rewe beteiligt. Fazit: Besser Leitungswasser anstatt Mineralwasser trinken. «Wirklich empfehlen können wir keines der stillen Mineralwässer im Test», heißt es in der Rubrik «Unser Rat». Zumindest lohnt sich ein ausgiebiger Blick in die Prüfungsergebnisse, welche die Prüfer zusammenstellten. In vielen Fällen sind kaum Mineralien oder zu viele Keime enthalten, andere Ergebnisse lieferten falsche Deklarationen oder Fehler im Geschmack. Dass weniger Mineralien enthalten, als aufgeführt sind, ist keine Seltenheit.

Leitungswasser ist konkurrenzlos günstig

Leitungswasser ist also oftmals nicht schlechter, sogar eher besser als Mineralwasser. Es wird strenger reguliert und ist konkurrenzlos günstig. Schließlich kostet ein Liter Leitungswasser in der deutschen Hauptstadt gerade mal 0,3 Cent. Für einen Liter Mineralwasser hat der Konsument hingegen mindestens 13 Cent zu berappen. Die Markenprodukte liegen im Durchschnitt bei circa 50 Cent und in der Spitze bei 74 Cent pro Liter.

Zum Beispiel enthält das Berliner Leitungswasser 100 bis 150 Milligramm Calcium (Ca), drei bis acht Milligramm Kalium (K) und acht bis 16 Milligramm Magnesium (Mg). Das mineralstoffärmste der getesteten Mineralwässer (Lidl Saskia Naturis, Quellort: Kirkel) enthält davon nur drei (Ca) beziehungsweise 2,3 (K) und ein Milligramm (Mg), das mineralstoffreichste von Contrex enthält 474 (Ca), 3,3 (K) und 83 Milligramm (Mg). Fast zwei Drittel der getesteten Produkte enthalten nur wenig Mineralien, was dem eigentlichen Begriff «Mineralwasser» absolut fernliegt.

Doch rät die Stiftung Warentest nicht zwangsläufig dazu, sich vom Mineralwasser abzuwenden. Für gesunde Menschen seien die gefundenen Keime kein Problem. Für immungeschwächte Personen bestehe aber ein sehr kleines Infektionsrisiko, beispielsweise wenn das Wasser in offene Wunden gelange. Das betrifft zwölf von 30 Mineralwässern. Doch auch für das Leitungswasser gibt es eine Einschränkung: Für gesundheitliche Unbedenklichkeit könne nur bis zur Hausgrenze garantiert werden.

 

In manchen Altbauten mit seit Jahrzehnten nicht ausgewechselten Steigleitungen fließt das Wasser unter Umständen noch durch Blei- oder Kupferrohre. Damit wäre es schwermetallbelastet – besonders gilt das für Wasser, das man am Morgen entnimmt, nachdem es die Nacht über in den Rohren gestanden hat. Positiv gegenüber früheren Tests: Nur noch 6 Produkte enthalten geringe Mengen an Acetaldehyd, Schadstoffe, die aus den Kunststoffflaschen ins Wasser gelangen können. Sie sind jedoch im Hinblick auf die Gesundheit und Geschmack unproblematisch. Die kompletten Testergebnisse stehen im aktuellen Juli-Heft von der Stiftung Warentest und im Internet unter www.test.de/mineralwasser.

03. Juli 2012