Undercover bei Burger King - Wallraff findet Gammel-Ware

Fotos: By Anthony92931 (Own work) [<a href="http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0">CC BY-SA 3.0</a>], <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ABurger_King%2C_Saugus.jpg">via Wikimedia Commons</a>
Fotos: By Anthony92931 (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Die RTL-Sendung "Team Wallraff - undercover" hat in mehreren Filialen der Fastfoodkette Burger King recherchiert und Gammel-Ware sowie Sozial-Dumping entdeckt.

Für viele ist der Besuch bei einer der großen deutschen Fastfood-Ketten in aller Regelmäßigkeit ein Gaumenschmaus. Andere nutzen die Alternative nur bei akutem Zeitmangel, der es nicht erlaubt, sich um eine "vernünftige" Hauptmahlzeit zu bemühen. Beide Gruppen werden sich in Zukunft dreimal überlegen, ob ein erneuter Besuch, insbesondere bei der Fastfootkette Burger King, zustande kommt. Am Montagabend strahlte RTL die Sendung "Team Wallraff - undercover" aus und war in vielen Restaurants der Kette Burger King zu Gast. In der Sendung von Günter Wallraff bewarb sich ein Kollege, der jüngere Reporter Alexander Römer beim Fastfood-Giganten Burger King, um für RTL einige Missstände aufzudecken. Mit der versteckten Kamera im Gepäck entdeckte Römer irre Kuriositäten.

Der 71-jährige Günter Wallraff ist seit Jahrzehnten für seine Enthüllungen bekannt. Es ist fast 30 Jahre her, als er sich im Kostüm eines türkischen Gastarbeiters namens Ali in eine McDonald's-Filiale am Hamburger Gänsemarkt einschlich und sich bitter über die dortigen Arbeitsbedingungen beschwerte: Über die Sicherheitsvorkehrungen, den Druck, der auf den Angestellten laste, die hygienischen Bedingungen und vieles mehr. In den Vorberichten zur am vergangenen Montag ausgestrahlten Folge verschwieg Wallraff den Inhalt der Folge, um Burger King keine Möglichkeit zur Handhabe zu bieten. Wallraff erwähnte lediglich, dass er sich um die Lebensmittelbranche kümmere.

Abgelaufene Lebensmittel

Nachdem sich viele Supermärkte bereits mit falschen Etikettierungen, um das Mindeshaltbarkeitsdatum zu verlängern, unbeliebt machten, reiht sich Burger King nun in diese Kategorie ein. Wie Wallraff und Römer herausfanden, werden auch hier Umetikettierungen vorgenommen, welche die Haltbarkeit der rohen und verderblichen Ware verlängern. Auch das Fleisch kommt, anders als in der Werbung versprochen, nicht immer heiß vom Grill, sondern wird teilweise stundenlang warmgehalten. In den Kühlregalen fand das Reporter-Team auch Salate, deren Haltbarkeitsdatum bereits abgelaufen war.

Hygiene-Bedingungen

Günter Wallraff, der deutsche Enthüllungsjournalist, ist seit Jahrzehnten durch seine investigativen Reportagen bekannt. Foto: Claude Truong-Ngoc [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Ebenfalls angewidert wirkte der junge Reporter Alexander Römer, als er mit der Hygiene der Restaurants konfrontiert wurde. Mitarbeiter, welche die Toiletten reinigen, werden anschließend mit der gleichen Arbeitskleidung zum Küchendienst eingeteilt. Der Grund dafür ist, dass eine Reinigungsfirma zu teuer sei. Infolgedessen wies der RTL-Reporter sogar Darmbakterien in der Küche einer Filiale nach. In manchen Filialen fehlten sogar Küchengeräte wie Dosenöffner oder Geschirrspüler. So werden die Arbeitsmaterialen mit der Hand abgewaschen – laut RTL-Angaben nur mit lauwarmem Wasser. Auch zeigen sich die Mitarbeiter der Fastfoodkette als menschliche Müllpressen. In Arbeitskleidung müssen Mitarbeiter in Müllbehälter klettern, um den Müll zusammenzudrücken. Später stehen diese Mitarbeiter, welch Überraschung, mit der selben Kleidung wieder in der Küche.

Zu betonen ist, dass ausschließlich Restaurants der Yi-Ko Holding GmbH des Franchisenehmers Ergün Yildiz betroffen sind. Yildiz betreibt deutschlandweit über 91 der insgesamt 671 Franchise Burger-King-Filialen und spart dort offensichtlich massiv ein, um die Gewinne zu maximieren. Dass dies auf Kosten des Personals und der Kunden geht, ist ihm scheinbar egal.

Schlechte Arbeitsbedingungen

Wallraff-Spezi Alexander Römer erhielt statt eines Vollzeitvertrages einen 30-Stunden-Job, zu dem regelmäßig zehn Überstunden kamen. Der Trick dabei: Beim Urlaub gilt die 30-Stunden-Woche als Berechnungsgrundlage.

Die Mitarbeiter der Yildiz-Filiale bekommen weder Weihnachts-, noch Urlaubsgeld, auch Überstunden werden nicht bezahlt. Einem Bewerber in einer Münchner Filiale wurden als Einstiegsgehalt 1.500 Euro brutto angeboten - als leitender Angesteller. Laut der zwischen den Mitarbeitern und Yildiz abgeschlossenen Verträge verpflichtet sich Yildiz, alle Mitarbeiter nach Tarif zu bezahlen. Das schließt auch Zuschläge ein, die einen erheblichen Teil des Gehalts ausmachen. Ein Mailverkehr, der RTL vorliegt, beweist, dass Geschäftsführer Yildiz seinen Minijobbern gesetzliche Ansprüche wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall verweigert. Doch neu ist dies alles nicht. Bei Gewerkschaften und Arbeitsgerichten ist das Unternehmen des Franchisenehmers Ergün Yildiz bekannt für die rigorose Bekämpfung unbequemer Betriebsräte und Mitarbeiter. Mit ungefähr jedem fünfzehnten seiner insgesamt über 3.000 Mitarbeiter liegt der größte deutsche Franchiser im Rechtsstreit.

Statement von Burger King

Burger King reagierte mit folgendem Statement auf die Vorwürfe: "Wir haben den Beitrag vom Team Wallraff, der verschiedene fehlerhafte Handlungen in den Restaurants der Burger King GmbH darstellt, intensiv verfolgt. Bei der Burger King GmbH handelt es sich um eine selbständige sowie von BURGER KING® rechtlich und wirtschaftlich unabhängige Franchisenehmerin, die in Deutschland 90 BURGER KING® Restaurants betreibt. Die Vorwürfe aus diesem Beitrag sind sehr beunruhigend, weswegen diese Angelegenheit für uns von höchster Bedeutung ist und wir diese mit absoluter Dringlichkeit bearbeiten. Die dargestellten Handlungen stellen eine Verletzung unserer Unternehmenswerte dar und widersprechen jeglichen Verpflichtungen, denen wir uns im Bezug auf Lebensmittelsicherheit und Produktqualität in unseren Restaurants verschrieben haben. Wir haben keinerlei Toleranz oder Akzeptanz für Handlungen, die das langjährige Vertrauen unserer Gäste und den Ruf, den wir über die vergangenen 60 Jahre aufgebaut haben, untergraben. Vor diesem Hintergrund stehen diese Handlungen weder stellvertretend für die Werte und Standards der Burger King Corporation noch spiegeln sie das Verhalten und das Engagement unserer Franchisenehmer rund um den Globus wider. Wir arbeiten bereits daran, mit diesem Franchisenehmer einen Aktionsplan zu entwickeln und zu implementieren, um solche Handlungen zukünftig zu unterbinden. Dieser Plan umfasst ein erneutes intensives Training aller Mitarbeiter sowie des Managements, um sicherzustellen, dass alle relevanten Vorgaben und Prozesse eingehalten werden. Denn auch in Zukunft ist es uns das wichtigste Anliegen, unseren Gästen qualitativ hochwertige Produkte in einer sicheren und sauberen Umgebung zu bieten."

02. Mai 2014