Fleisch in Restaurants: Geflügelbauern wollen Herkunfts-Info

Oftmals ist im Restaurant nicht zu erkennen, aus welchem Land das bestellte Fleisch kommt. Geht es nach den deutschen Geflügelbauern, dann ändert sich das bald.

Sie gehen in ein Restaurant und bestellen sich eines dieser herzhaften Fleischstücke. Meistens wissen sie allerdings nicht, woher dieses schmackhaft aussehende Stück tatsächlich kommt. Das könnte sich bald ändern: Die deutschen Geflügelbauern fordern eine Herkunftskennzeichnung für Geflügelfleisch in der Gastronomie. Schließlich wollen immer mehr Menschen wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen. „Während jeder Supermarktkunde bei Frischfleisch mit einem Blick aufs Etikett erkennen kann, aus welchem Land sein Geflügelfleisch kommt, bleibt der Außer-Haus-Bereich bei der Kennzeichnung einfach ausgeklammert“, so Leo Graf von Drechsel, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG).

Nach einer vom ZDG in Auftrag gegebenen repräsentativen Bevölkerungsumfrage von TNS Emnid wollten 83 Prozent der Deutschen wissen, woher das Geflügel auf ihrem Teller komme. Denn meistens ist auf Speisekarten und Menütafeln nichts über die Herkunft des Fleisches zu lesen. Kein Wunder, so ist eine derartige Vorschrift nicht im deutschen Gesetz verankert. „Und das obwohl in Restaurants, Kantinen und Imbissen über 50 Prozent des Geflügelfleisches in Deutschland verzehrt werden“, so Leo Graf von Drechsel. Auch weist der Verband darauf hin, dass eine Herkunftskennzeichnung für Gastronomen zum Beispiel in der Schweiz bereits vor langer Zeit umgesetzt wurde.

Foodwatch sieht eher Antibiotikagaben kritisch

In einer Untersuchung des nordrhein-westfälischen Agrarministeriums wurden in über 96 Prozent aller untersuchten Masthähnchen Rückstände von Antibiotika gefunden.

Laut der vom ZDG in Auftrag gegebenen Studie fühlen sich zwei Drittel der Deutschen beim Essengehen schlecht über die Herkunft ihres Geflügelfleisches informiert. 85 Prozent der Befragten sehen die Politik in der Pflicht, für eine bessere Herkunftskennzeichnung zu sorgen. Nur ein Prozent weniger (84 Prozent) sind der Meinung, dass es wichtig sei, dass ihr Geflügel aus Deutschland kommt. Neben der höheren Produktqualität argumentierten die meisten Befragten außerdem mit den in Deutschland hohen Standards in Haltung und Verarbeitung. Diese hohen Standards unterstreicht auch eine 2016 veröffentlichte Studie des Handelsblatt Research Institutes (HRI), welche Deutschland zu den besten Geflügelländern der Welt zählt. Dennoch kommen viele der Geflügelprodukte in deutschen Kantinen aus dem Ausland. „Die deutschen Verbraucher wollen auch im Restaurant eine Wahl haben - und sich bewusst für oder gegen ein Hähnchenbrustfilet oder Putensteak aus Deutschland entscheiden können“, so Leo Graf von Drechsel.

Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), vertritt eine andere Meinung. „Der Gast, den es wirklich interessiert, kann nachfragen, und er bekommt Auskunft“, so Hartges gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Speisekarten müssten allerdings lesbar bleiben. Schon das Aufführen von Allergenen und Zusatzstoffen bedeutet für die Gastronomen einen erheblichen Aufwand. Diesen Rahmen möchte Hartges nicht sprengen.

Auch die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisiert den Vorstoß der Geflügelbauern. „Gegen mehr Transparenz in der Gastronomie ist nichts einzuwenden“, so Matthias Wolfschmidt. Der Foodwatch-Vize-Geschäftsführer sieht die Aktion der Geflügelbauern allerdings als ein Täuschungsmanöver. Denn hier würden sich die Geflügelbauern als Verbraucherschützer inszenieren, aber „beim Thema Tierhaltung blockiert die Branche gleichzeitig mit allen Mitteln überfällige Verbesserungen und echte Transparenz“, so Wolfschmidt. Der Foodwatch-Vertreter sieht eher die alltäglichen Antibiotikagaben in der Kritik, weniger die Herkunftskennzeichnung. „Es ist höchste Zeit, dass die Verbraucher darüber auf der Speisekarte und im Supermarkt aufgeklärt werden“, so Wolfschmidt.

06. September 2016