Hamburger Traditions-Restaurant „Cölln's“ schließt

Foto: www.cöllns-restaurant.de
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Seit mehreren Jahrzehnten leitete Holger Urmersbach das „Cölln's“ in der Hamburger Innenstadt. Nun wurde das traditionsreiche Restaurant geschlossen.

Holger Urmersbach ist aus dem Cölln's Restaurant in Hamburg eigentlich gar nicht wegzudenken. Doch was unmöglich scheint, wird nun leider wahr: Der 76-jährige Gastronom schloss das traditionsreiche Restaurant zum Jahreswechsel. Das Restaurant, welches vor allem mit hanseatischen Spezialitäten entzückte, lockte auch viele prominente Gäste an. Zeitweise war das Restaurant, welches seine Pforten bereits geschlossen hat, sogar mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet.

Doch warum hat Urmersbach das sogar in Paris oder New York bekannte Restaurant geschlossen? Dazu sind keine außergewöhnlichen Gründe bekannt. Vielmehr möchte der 76-jährige Gastronom seinen Ruhestand genießen. „Ich freue mich auf den Ruhestand“, sagte er zur „Welt“. Seit 2007 ist Urmersbach Besitzer des Restaurants, das bereits vor 183 Jahren eröffnet wurde.

Das damals von Fischhändler Johann Cölln gegründete Restaurant entwickelte sich in seiner Zeit zu den bekanntesten Restaurants der Hansestadt und erlangte auch weltweiten Ruhm. Viele Politiker und Schauspieler ferner Länder besuchten das Restaurant im Börsenviertel, welches Spezialitäten wie Hummer, Jakobsmuscheln, Matjes und Austern servierte. Denn auch weit vor den Anfängen des „Cölln's“ im Jahre 1760 wurden hier von einem lokalen Händler leckere Fischspezialitäten verkauft. 1833 übernahm Johann Cölln das Haus und verwandelte es in ein echtes Restaurant. Zwischen all den Fischgerichten gab es stets nur ein einziges Fleischgericht auf der renommierten Speisekarte.

Konzept entspricht nicht mehr dem „heutigen Zeitgeschmack“

Foto: www.cöllns-restaurant.de
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Nicht nur die erste Tischklingelanlage und die erste private Telefonanlage Hamburgs zählten zu den Innovationen des Restaurants, die Johann Cölln vorantrieb. Damals wollte die Gesellschaft in Ruhe speisen, weshalb Cölln das Restaurant in mehrere Separees unterteilte. Doch erst als Cöllns Nachfolger in der russischen Stadt Astrachan die Fischereirechte zur Produktion von Kaviar zugesprochen bekam, ging das Restaurant durch die Decke. Von nun an war das „Cölln's“ der größte Kaviar-Lieferant Europas, was auch viele bekannte Persönlichkeiten anlockte.

Als das Restaurant im Rahmen der Russischen Revolution 1917 seine Fischereirechte verlor, blieb sein Ruf stets exzellent. Es überstand sogar beide Weltkriege schadlos. 1984 schieden die letzten Erben der Besitzerfamilie aus. Als Holger Urmersbach das „Cölln's“ übernahm, renovierte er die Räumlichkeiten. Doch auf der Speisekarte gab es keine größeren Veränderungen. Der Fisch blieb omnipräsent, ein Michelin-Stern kam dazu. Nach einer kurzen Unterbrechung eröffnete das Restaurant im Jahre 2007 erneut seine Pforten, die nun endgültig geschlossen sind. Die Zeit des Restaurants mit 13 gediegenen Séparées auf zwei Etagen ist vorbei. Denn schließlich entspricht das Konzept nicht mehr dem „heutigen Zeitgeschmack des Sehens und Gesehen werden“, wie es in einer Pressemitteilung heißt.

04. Januar 2016