Hygiene-Mängel in vielen deutschen Restaurants

Geht es um das Wort des Jahres, so haben Verbraucherschutz, Hygiene-Ampel und Lebensmittelkontrolle sicherlich eine gute Chance auf den Titel. Selten wurde in Deutschland so viel über die Hygiene in Restaurants diskutiert. Nachdem der Beschluss der Hygiene-Ampel schon amtlich war, führte die mangelnde Einigung der Verbraucherschutzminister nun zur Eigeninitative viele Bundesländer. Im letzten Jahr fiel jedes vierte Restaurant negativ auf und machte mit schlechten Lebensmitteln, ungenügender Sauberkeit und fehlender Hygiene auf sich aufmerksam.

Situation schreit nach einer Lösung

Im Mai diesen Jahres wurde die Einführung einer Restaurant-Ampel in Deutschland beschlossen. Doch die geplante Umsetzung zum 1. Januar 2012 ist bereits seit einigen Monaten in Gefahr, da sich die Verbraucherschutzminister der Länder nicht auf eine einhellige Gesetzesgrundlage einigen können (Hygiene-Ampel hinkt). Mit der neuen Einrichtung sollen, so die ursprüngliche Planung, die Ergebnisse der amtlichen Kontrollen für die Bürger transparenter gestaltet und veröffentlicht werden.

Nun stellte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit die erschreckenden Zahlen des letzten Jahres vor: 139.000 Mängel wurden gefunden, darunter Fälle schlechter Lebensmittel, mangelnder Hygiene oder Sauberkeit. Somit ist jeder vierte gastronomische Betrieb davon betroffen, was zeigt, dass es mit der Hygiene hierzulande nicht so genau genommen wird.

Von 408.000 untersuchten Proben wurden 55.000 beanstandet (13,5 Prozent). Die Gründe dieser Beanstandungen sind unterschiedlich: In 50 Prozent der Proben waren Kennzeichnungsmängel der Grund, die Beschaffenheit der Lebensmittel fiel bei 19 Prozent der untersuchten Proben ins Gewicht. Mängel bei der Lebensmittel-Zusammensetzung machen mit 12 Prozent einen eher kleinen Teil der Beanstandungen aus. Der Klassiker: Ein zu hoher Keingehalt bei fertig verpackten Hackfleischprodukten.

Nicht nur die Branche im Allgemeinen, sondern auch die Gaststätten fielen negativ auf: In 16,3 Prozent der kontrollierten Gaststätten mit Küche gab es Beanstandungen der Sauberkeit.

Hygiene-Debatte erleidet Stillstand

Die derzeitige Kontrollen, so der gastronomische Tenor, machen keinen Sinn. Ein Gastronom wird nur dann bestraft, wenn seine Mängel ein besonderes Maß erreichen: Der Gast des Restaurants bekommt von allem nichts mit. Gefordert wird nun ein einhelliges System in enger Anlehnung an die Hygiene-Ampel.

Viele Verbraucherschutzminister der Bundesländer sind gegen die Hygiene-Ampel, weil sie große finanzielle Einbußen für viele gastronomische Unternehmen befürchten. So würde eine negative Bewertung monatelang, bis zur nächsten Überprüfung, an der Türe des Gastronomen zu sehen sein, obwohl er die beanstandeten Mängel bereits korrigierte.

Die Problematik ist allerdings nicht das unterschiedliche Gedankengut der Verantwortlichen: Seit der öffentlich Kritik an der Ampel hat sich nichts getan, so dass einige Bundesländer nun eigene Lösungen hervorbringen. Nachdem Bayern mit dem GastroManagementPass eine eigene Lösung vorstellte, startete Berlin im August die Aktion «Sicher essen in Berlin».

Eigentlich, so denkt man, könnte das Argument der finanziellen Einbußen eines Restaurants, nachdem es negativ kontrolliert wurde, nicht gelten: Denn wer mit der Hygiene schlampt, der sollte zur Rechenschaft gezogen werden. Auch die Verbraucherschutzminister der Länder sprechen für eine Veröffentlichung der Kontrollergebnisse, bloß die genaue Umsetzung ist unklar. Häufigere Kontrollen wären eine Lösung, so könnte der Gastronom sein öffentliches Kontrollergebnis schneller verbessern. Doch dafür fehlt das Personal.

07. November 2011