Jamie Olivers Restaurantkette ist insolvent

Schon länger hatten die Restaurants des britischen Starkochs und Autoren Jamie Oliver mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Bereits im letzten Jahr musste der britische Fernsehstar 600 Mitarbeiter entlassen und zwölf Filialen schließen. Den Bankrott konnte er damals noch verhindern, indem er dreizehn Millionen Pfund aus seinem eigenen Vermögen in die Läden steckte und Kredite aufnahm. Doch nun ist endgültig Schluss.

Wieder waren Schulden in hoher zweistelliger Millionenhöhe zusammengekommen, was letztendlich dazu führte, dass der Fernsehkoch Gläubigerschutz beantragen und Insolvenz anmelden musste. Betroffen sind rund 1.300 Arbeitsplätze an 25 Standorten in Großbritannien.

Es handelt sich hier vorrangig um das 2008 gegründete Jamie’s Italian, in dem der Koch an attraktiven Innenstadt-Standorten erstklassige Gerichte aus besten Zutaten bieten wollte, die noch dazu bei höchsten Tierschutzstandards produziert wurden. Es gilt schon länger als Sorgenkind. Allein im letzten Jahr gingen die Umsätze der Restaurants um elf Prozent zurück und es mussten zwölf Standorte geschlossen und 600 Mitarbeiter entlassen werden. Aber auch das Steakhouse „Barbecoa“ und das „Jamie Oliver’s Diner“ werden künftig über zwei Experten der Wirtschaftsberatung KPMG verwaltet werden. Die Restaurants im Ausland laufen weiter wie bisher.

Vom Tellerwäscher zum Millionär

Die Geschichte des Überfliegers klingt so, als wäre sie einem Märchen entsprungen. Oliver stammt aus einfachen Verhältnissen und arbeitete als Jugendlicher in der Küche im Pub seiner Eltern in Clavering mit. In London erlernte er das Kochen und wurde 1997 mit nur 22 Jahren, als die BBC für eine Weihnachtssendung an seinem damaligen Arbeitsplatz dem River Café drehte, für das Fernsehen entdeckt. Zwei Jahre später begann mit „The Naked Chef“ sein Aufstieg zum Medienstar. Der junge Brite, der mit seiner Brit-Pop-Frisur und seiner Vespa die Wochenmärkte nach frischen Zutaten durchstöberte, wurde zum Weltstar. Jedes Jahr erschien ein neues Kochbuch des Starkochs. 40 Millionen davon verkauften sich weltweit. Sein diesjähriges Kochbuch, erstmals ein vegetarisches, erscheint im Spätsommer. Das ganze Geschäft ist komplett durchchoreografiert und wird von mehreren hundert Mitarbeitern verwaltet.

Ein lukratives Geschäft. Seit 2010 stand der britische Starkoch jedes Jahr in der Liste der 1000 reichsten Engländer der Sunday Times. Man schätzt, Oliver der mit seiner Frau und seinen fünf Kindern in einem acht Millionen Euro teuren Anwesen im Londoner Nobelviertel Hampstead Heath wohnt, habe mittlerweile ein Vermögen von 180 Millionen Euro angehäuft. 2018 war der Publikumsliebling aufgrund der Probleme seiner Restaurantkette in der Liste der Reichsten jedoch nicht mehr zu finden. Es ist der erste richtige Flop des 43-jährigen. Seine Fernseh- und Autorenkarriere ist von der Insolvenz allerdings nicht betroffen, so dass sein Vermögen vorerst geschützt bleiben dürfte.

Hat Jamie Oliver wichtige Trends verschlafen?

Foto: By really short from NYC, USA (Jamie Oliver in Union Square) [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons

Verantwortlich für die Pleite sind wohl mehrere Faktoren. Jamie Oliver selbst sucht die Schuld unter anderem im Brexit, steigenden Lebenshaltungskosten, hohen Mieten und den gestiegenen Mindestlöhnen.

Kritiker sehen jedoch andere Gründe für das Desaster. So unken sie, der britische Starkoch habe wichtige Trends wie Paleo, Raw Food und Low-Carb schlichtweg verschlafen. Darüber hinaus steht Oliver für einfache Rezepte, die sich durch natürliche Lebensmittel, Kreativität und Superfoods auszeichnen und hat sich in den letzten Jahren für die Verbesserung von Schulessen, das Verbot von Zucker in Lebensmitteln und die Einführung von Softdrinksteuern stark gemacht.

Doch seine Filialen erhielten zuletzt eher schlechte Bewertungen und es wurde zudem kritisiert, dass sein Kreuzzug für eine gesunde Ernährung im krassen Gegensatz zu den oft kalorien- und fettreichen Rezepten in seinen Büchern stände. Auch Franchise-Konzepte wie das Jamie-Mobil mit Toaster und Grill im Kofferraum wurden eher belächelt denn bejubelt.

Zudem soll der Schwager des 43jährigen, der die Filialen als Manager und Vertrauter betreute, schlichtweg mit der Aufgabe überfordert gewesen sein und Mitarbeiter reihenweise vergrault haben.

Auch andere britische Restaurants haben mit Problemen zu kämpfen

Doch nicht nur die Restaurants von Jamie Oliver, sondern auch andere britische Restaurants haben derzeit mit Problemen zu kämpfen. Erst im März schloss die Boparan Restaurant Group mehr als jedes dritte Restaurant und auch bei Carluccio’s, Prezzo, Strada und der Gourmet Burger Kitchen kam es zu Schließungen. Sogar der ewige Rivale des Starkochs, Gordon Ramsey, erlitt zuletzt Verluste in Millionenhöhe und kam an Schließungen nicht vorbei.

Verantwortlich dafür sollen im Allgemeinen veränderte Konsum- und Essgewohnheiten der Briten sein. Immer mehr Menschen bestellen im Vereinigten Königreich von Lieferdiensten oder konsumieren Fertiggerichte.

Auch Jamie Oliver selbst wird sich wohl verändern und neu erfinden müssen, um an frühere Erfolge anknüpfen zu können.

17. Juni 2019