Regierung will Gift in Lebensmittelverpackungen verbieten

Brötchentüten, Pappteller und Servietten: Bedruckte Verpackungen enthalten oft giftige, krebserregende Substanzen, die auf Lebensmittel übergehen können. Foto: © mirabilis73 - Fotolia.com

Brötchentüten, Pappteller und Servietten: Bedruckte Verpackungen enthalten oft giftige, krebserregende Substanzen, die auf Lebensmittel übergehen können.

Wiederholt hatten Länderbehörden eine Überschreitung von zulässigen Höchstgehalten festgestellt. Das Bundesernährungsministerium möchte nun eine Liste aller krebserregenden Gifte in Lebensmittelverpackungen zusammenstellen und diese verbannen. Neben den giftigen Druckfarben seien auch immer wieder erhöhte Mineralölwerte festgestellt worden. Auch hier sollen neue Grenzwerte entwickelt werden. Nicht getestete Druckfarben werden in Zukunft nicht mehr erlaubt sein.

Vor allem bei haltbaren Lebensmittel ist der Kontakt problematisch

Schmidt sagte der «Süddeutschen Zeitung»: «Wie man weiß, werden bunt bedruckte Servietten gelegentlich als Tellerersatz genutzt, etwa um Kuchen darauf abzulegen oder um das Pausenbrot einzuwicklen.» Bei diesen Kontakten könnten Farbbestandteile auf die Lebensmittel übergehen. Vor allen Dingen wenn haltbare Lebensmittel wie Nudeln oder Semmelbrösel über längere Zeit in einer bunt bedruckten Verpackung oder einer Verpackung aus Recyclingpapier lagern. In dem Fall ist die Übertragung der in den Druckfarben festgestellten krebserregenden Mineralöle auf die Lebensmittel noch wahrscheinlicher.

Die Verbraucherorganisation foodwatch geht sogar noch einen Schritt weiter: «Das entscheidende Problem geht der Minister nicht an. In Recyclingkartons, in denen Lebensmittel verpackt sind, befinden sich Hunderte von teils hochgiftigen Chemikalien, die im Verdacht stehen Krebs auszulösen oder das Erbgut zu schädigen. Das ist seit Jahren ebenso bekannt wie die Lösung des Problems: Die Lebensmittelindustrie muss eine geeignete Barriereschicht in die Verpackungen einbauen, um die Lebensmittel und damit die Verbraucher vor dem versteckten Chemiecocktail wirksam zu schützen.»

Die so genannten "primären aromatischen Amine", welche in den bunt bedruckten Papierservietten enthalten sind, sind Substanzen, die laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) krebserzeugende und erbgutverändernde Eigenschaften aufweisen können. "Auf Bitten einiger Bundesländer haben wir im vergangenen Jahr die Risiken untersucht, die von diesen Druckfarben ausgehen", sagt Andreas Luch, Leiter der Abteilung Chemikalien- und Produktsicherheit beim BfR. Dabei seien sie zu dem Schluss gekommen, dass "Verbraucher in jedem Fall so wenig wie möglich mit solchen Substanzen in Kontakt kommen sollten".

Aber das Problem betrifft nicht nur Servietten. Viele Gegenstände, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, sind betroffen. Zum Beispiel Pappteller, Pappbecher, Nudelkartons, Brötchentüten, Muffin-Förmchen und weitere Lebensmittelverpackungen. Landwirtschaftsminister Schmidt plant daher, "in Kürze" der EU-Kommission eine Verordnung für Druckfarben vorzulegen.

12. August 2014