Vapiano will die Zahl der Restaurants mehr als verdoppeln

Vapiano will die Zahl seiner Filialen in Deutschland in den nächsten Jahren mehr als verdoppeln. Foto: Vapiano

Neben dem zehnten Geburtstag, welchen der Systemgastronom Vapiano derzeit feiert, gibt es eine erfreuliche Ankündigung des Unternehmens. Die Gastronomiekette will die Zahl ihrer Filialen in Deutschland in den nächsten Jahren mehr als verdoppeln. Derzeit verfügt das Unternehmen deutschlandweit über circa 50 Filialen. Auch das Ausland wird anvisiert.

Vor allem Großbritannien scheint das Unternehmen mit Sitz in Bonn zu interessieren. «Dort gibt es so viel Potenzial wie in Deutschland», so Firmenchef Gregor Gerlach. Mit ihrer Filiale in London erziele die Kette den höchsten Umsatz weltweit. Aktuell sei Vapiano an 120 Standorten in 27 Ländern vertreten. Das Unternehmen rechnet für das laufende Geschäftsjahr mit einem Umsatz von rund 300 Millionen Euro. Dies würde einem Plus von 25 Prozent entsprechen.

Selbstbedienung in einem echten Restaurant

Das Einrichtungskonzept mit dem markanten Olivenbaum stammt von Stardesigner Matteo Thun. Foto: Vapiano

Als Gregor Gerlach vor zehn Jahren das erste Vapiano in Hamburg eröffnete, brach er ein Tabu. Zum ersten Mal gab es Selbstbedienung in einem echten Restaurant. Teller mit Pasta oder Pizzen werden von den Gästen vom Küchentresen zu den großen Eichentischen in den edel gestylten Restaurants getragen. Zum Bezahlen erhält jeder bereits am Eingang eine Plastikkarte, auf der eingebucht wird, was er verzehrt hat.

Mit 118 Filialen in 27 Ländern ist das Unternehmen inzwischen ein Global Player unter den Systemgastronomen. «Die bislang letzte Eröffnung hatten wir in Brasilien. Wir sind dort auf den Markt gegangen, weil das Land mit seinen 380 Millionen Einwohnern wirtschaftlich stark wächst», so der 43-jährige Gerlach. Auch in anderen Staaten wie Norwegen oder Schweden und in den USA ist die Kette bereits präsent. Im kommenden Jahr will das Unternehmen zwischen 30 und 40 weitere Restaurants eröffnen. Vor allem Großbritannien liegt im Fokus Gerlachs. Dort gibt es bis dato nur in London zwei Filialen.

In Deutschland steht das Unternehmen auf Platz 13 der 100 größten Gastronomiebetriebe. Die hierzulande ansässigen Filialen setzten im vergangenen Jahr in etwa 130 Millionen Euro um. «Bis 2015 wollen wir die Zahl der Lokale auf 250 mehr als verdoppeln», so Gerlach. Das Publikum ist da: Jeden Tag kämen durchschnittlich 1.000 Gäste in jede Vapiano-Filiale, so Gerlach. «Es gibt keine Gastronomiekette, die ähnlich hohe Umsätze je Quadratmeter hat», fügt der ehemalige McKinsey-Manager stolz an.

Doch auf diese enormen Besucherzahlen ist das Unternehmen angewiesen. Anders lassen sich die hohen Fixkosten nicht decken. Auch Gewinne wären nur schwer zu erwirtschaften. Derzeit liegt die Gewinnmarge einer Vapiano-Filiale im Durchschnitt angeblich bei 15 Prozent vor Steuern. Wie das geht? Die Ausstattung der Filialen ist teuer, die Preise der Speisen relativ niedrig. Nur 9 bis 12 Euro gibt ein Kunde durchschnittlich aus. Insgesamt arbeiten mehr als 7.000 Menschen für das Unternehmen. Aufgrund des Bedarfs einer hohen Auslastung sind die Restaurants meist in besten Innenstadtlagen, um auch Laufkundschaft anzuziehen. Das bedeutet: Die Ladenmieten sind hoch. Dass dies nicht schadet, macht Gerlach am Beispiel London fest. Im Herzen Londons zahle Vapiano die höchste Miete aller Filialen, erziele aber aufgrund der hohen Kundenzahl auch den höchsten Umsatz und den höchsten Gewinn.

Mediterrane Stimmung ist einer der Konzeptpunkte Vapianos. Foto: Vapiano

Ein Viertel der Filialen gehören Vapiano, der Rest wird von Franchisenehmern oder gemeinsam mit Partnern geführt. Das gute Konzept weckt Begehrlichkeiten: Im letzten Jahr beteiligte sich der Tchibo-Erbe Günter Herz gemeinsam mit seiner Schwester an Vapiano. Für 44 Prozent der Anteile sollen die beiden einen hohen zweistelligen Millionenbetrag auf den Tisch gelegt haben. Der Verkäufer war Gerlach selbst, der jetzt nur noch 30 Prozent besitzt. Die übrigen 26 Prozent gehören den Wella-Erben Hans-Joachim und Gisa Sander. Doch Gerlach möchte keine falschen Urteile hervorrufen und bekräftigt: «Wir können unser Wachstum aus eigener Kraft finanzieren.» Ernstzunehmende Vapiano-Konkurrenten sind derzeit nicht in Sicht. Die Kette L’Osteria, welche Gerlach dennoch erwähnt, wurde von zwei Mitbegründern von Vapiano ins Leben gerufen und ist daher zu berücksichtigen. Allerdings verfügt sie bisher nur über 18 Standorte. Vapiano ist eines von vielen Engagements von Gregor Gerlach. Der Unternehmer ist auch an der Sandwichkette Bagel Brothers beteiligt - und er managt die Firma Gerlach Immobilien, die von seinem heute 84-jährigen Vater Theo vor mehr als 40 Jahren gegründet wurde.

25. Oktober 2012