Wie Corona unser Essverhalten verändert hat
Die Corona-Pandemie und der Lockdown haben unser Leben gehörig durcheinandergebracht. Das Tragen einer Maske beim Einkaufen, Abstands- und Hygieneregeln Homeoffice, Kurzarbeit aber auch die Erfahrung, dass bestimmte Produkte im Supermarkt zeitweise nicht mehr vorrätig waren, haben bei vielen, ob bewusst oder unbewusst zu einer Änderung des Einkaufs-, aber auch des Koch- und Essverhaltens geführt.
So werden vielfach ganz andere Produkte und Lebensmittel gekauft als vor der Pandemie.
Convenience Food und Vorratshaltung
Wer früher ins Büro gegangen ist, hat sich zum Mittagessen in die Kantine oder ins Restaurant gesetzt oder ist kurz zum Imbiss gelaufen, um sich etwas zu essen zu holen. Laut DEHOGA ist eine Erholung der Gastronomiebranche erst 2025 zu erwarten. Im Homeoffice gibt es keine Kantine und wegen des Lockdowns sind die meisten gastronomischen Einrichtungen geschlossen. Daher entscheiden sich viele Menschen dafür, sich etwas vom Lieferservice zu bestellen oder Fertigprodukte zu kaufen, die sich schnell warmmachen lassen.
Auch Fertigsuppen, Nudeln und Konserven, die oft auch auf Vorrat gekauft werden, stehen ganz oben auf dem Speiseplan vieler Menschen, wie eine interessante Infografik zum Thema zeigt. Das ist bequem und spart vor allem Zeit. Auf der einen Seite ist das zwar auf Dauer nicht immer gesund. Auf der anderen Seite bieten vorgekochte Gerichte, die nur noch warmgemacht und portioniert werden müssen ein Gefühl von Sicherheit. Viele schreiben den Convenience-Produkten auch zu, dass sie unter besonders hygienischen Umständen unter Aufsicht hergestellt werden. Darüber hinaus sind die Fertigessen in der Regel auch länger haltbar und werden daher auf Vorrat gekauft.
Nicht wenige kochen mehr selbst als früher
Ganz im Gegensatz zu denjenigen, die auf Fertigprodukte setzen, gibt es auch viele Menschen, die angefangen haben zu Hause selbst zu kochen oder mehr als früher selbst zu kochen. Sie haben erkannt, dass selbst kochen nicht nur Spaß machen kann und auch als Zeitvertreib in der langen Zeit zu Hause dienen kann, sondern dass Selbstgekochtes in der Regel auch besser schmeckt und vielfach auch gesünder ist. Viele kochen mit frischen Zutaten aus der Region und probieren auch neue Dinge aus.
Auffällig ist, dass auch vielmehr Lieferdienste genutzt werden, um die Zutaten und andere Dinge für den Haushalt einzukaufen, weil der Kontakt mit anderen im Supermarkt vermieden werden soll. Mittlerweile gibt es sogar spezialisierte Lieferdienste, bei denen man nach einem Rezept für ein bestimmtes Essen einkaufen kann.
Weitere Food Trends in der Pandemie
Wie Untersuchungen zeigen, haben sich in der Krise weitere Trends beim Essverhalten herausgebildet. Dazu gehören zum Beispiel die sogenannte „Snackification“. Anstatt der üblichen Mahlzeiten wird verstärkt und das oft auch den ganzen Tag über zu kleineren Snacks gegriffen. Das Essverhalten ist flexibler und individueller geworden.
Viele Restaurants und Lieferdienste haben sich bereits auf diesen Trend ein und bieten auch kleine Portionen an, die individuell mit anderen kombiniert werden können. Weitere Trends sind das Soft Health Eating und das DIY-Food. Beim Soft Health Eating geht es darum sich ganzheitlich gesund zu ernähren und hauptsächlich gesunde Lebensmittel zu verwenden. Dazu gehören neben viel Gemüse auch Hülsenfrüchte und Getreideprodukte aus biologischem Anbau. Die Zahl der Gemüsekistenlieferungen aus regionaler Produktion ist während Corona um über 60 % angestiegen.
Ganz in Mode ist auch Kräuter und Gemüse zu Hause auf dem Balkon oder auch auf dem Hof selbst anzubauen. Viele teilen sich die Arbeit beim Urban Gardening auch zusammen mit den Nachbarn und rücken wenn auch mit Abstand ein wenig näher. Wenn dann doch etwas auf dem Markt oder im Handel zugekauft werden muss, interessieren sich die Leute heute viel stärker dafür, woher die Produkte kommen. Meet Food heißt das Stichwort.
Die Menschen wollen mehr erfahren wer das Gemüse angebaut hat und unter welchen Umständen die pflanzlichen oder tierischen Produkte produziert werden. Das Wissen und um die Herkunft und die Produktionsweise gibt Sicherheit. In unsicheren Zeiten wie Corona ist das Bedürfnis nach Sicherheit viel stärker geworden als vor der Pandemie. Die Händler müssen sich darauf einstellen und eine „Geschichte“ zu den verkauften Produkten parat haben. Dazu gehört bei vielen ganz sicher nicht, dass die Tomate vom Feld in Marokko herangeschafft wurde.
Psychologische Aspekte beim Essen in der Pandemie
Essen erfüllt schon lange viel mehr Funktionen als die reine Nahrungsaufnahme. Das gemeinsame Essen mit der Familie und so weit wie möglich auch mit Freunden schweißt zusammen. Sorgen und Ängste können am Esstisch geteilt und ein stückweit auch gelindert werden. Beim gemeinsamen Kochen und Bachen kann man wunderbar der Tristesse des oft einsamen Corona-Alltages entfliehen. Freizeitangebote wie Kino- oder Theateraufführungen stehen ja schließlich derzeit nicht zur Verfügung. Beim Ausprobieren von neuen Rezepten und zuvor noch nicht verwendeten Zutaten können die Menschen ihrer Kreativität außerdem freien Lauf lassen.