Mehrwegverpackungen in der Gastronomie: Diese Systeme haben sich bewährt

Knapp ein Viertel der Deutschen bestellt mindestens einmal die Woche Essen oder Getränke zum Mitnehmen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Während die Entscheidung bei einigen die Folge von Stress und Zeitdruck ist, möchten andere ihre Speisen lieber in Ruhe an der frischen Luft genießen oder haben schlicht keine Lust, selbst zu kochen. Das Take-Away-Geschäft spielt daher in der Gastronomie eine wesentliche Rolle. Jedoch ist es auch mit diversen Problemen verbunden. Eines der drängendsten ist der Umweltschutz und die damit einhergehende Vermeidung von Verpackungsmüll.

Umweltfreundliche Verpackungslösungen wie etwa wiederverwendbare Mehrwegverpackungen können hier eine Lösung sein.

Gründe für die Sinnhaftigkeit von Mehrwegverpackungen in der Gastronomie

Der drängendste Nachteil von Einwegverpackungen liegt auf der Hand, sie verursachen unheimlich viel Müll. In Deutschland waren es in den letzten Jahren rund 13 Milliarden Einwegbecher und -verpackungen pro Jahr, die verbraucht und danach entsorgt wurden. Das schadet der Umwelt. Mehrwegverpackungen sind hier deutlich umweltfreundlicher.

Dazu kommt, dass Mehrwegverpackungen zwar häufig auf den ersten Blick teurer erscheinen, aber langfristig in der Regel kostengünstiger sind, da sie nicht nur einmalig benutzt, sondern über Monate oder sogar Jahre wiederverwendet werden können. Auch Faktoren wie eine verbesserte Kundenbindung und last but not least die notwendige Einhaltung gesetzlicher Vorschriften können Gastronomiebetriebe dazu veranlassen, Mehrwegverpackungen einzuführen und bevorzugt zu nutzen.

Die Mehrwegpflicht in der Gastronomie

Zunehmende Umweltprobleme und ein wachsendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltschutz führten dazu, dass im Mai 2021 vom Bundestag eine Mehrwegpflicht für Gastronomen beschlossen wurde. Um Verpackungsmüll in Deutschland zu reduzieren, müssen Restaurants, Imbisse und Cafés seit 1. Januar 2023 beim Verkauf von Take-away-Angeboten neben Einwegverpackungen auch Mehrwegverpackungen anbieten. Dazu gehört, dass sie entsprechende Verpackungen auch wieder zurücknehmen. Eine Ausnahmeregelung wurde für kleine Betriebe mit einer Fläche von weniger als 80 Quadratmetern eingeführt. Diese müssen nicht zwingend eigene Mehrwegverpackungen anbieten, sondern dürfen auch Mehrwegbehältnisse befüllen, die von den Kunden mitgebracht werden.

Welche Mehrwegsysteme haben sich in der Gastronomie bewährt?

In der deutschen Gastronomie setzt man auf verschiedene Mehrwegsysteme. Die folgende Auflistung umfasst einige Systeme, die derzeit in Deutschland erfolgreich eingesetzt werden und sich bewährt haben.

  • Vytal: Das Mehrwegsystem „Vytal“ für Essensboxen mit Mehrwegdeckel aus Polypropylen wurde 2019 gestartet und bietet deutschlandweit Bowls in drei unterschiedlichen Größen, Kaffeebecher mit Trinkdeckel, Burger-Boxen, Pizza-Boxen und Mehrwegverpackungen für Sushi an. Für die Mehrwegverpackungen muss kein Pfand entrichtet werden. Stattdessen wird die Mehrwegverpackung mithilfe der Vytal-App oder einer Mitgliedskarte ausgeliehen. Bringt der Nutzer sie nicht innerhalb von 14 Tagen zurück, wird eine Gebühr von 10 Euro fällig und die Box oder der Becher können behalten werden. Die Zahlung wird automatisch über die App abgewickelt.
  • Rebowl: „Rebowl“ ist seit 2019 auf dem Markt und ist ein deutschlandweites Mehrwegsystem, für das innerhalb der Bundesrepublik über 20.800 Ausgabestellen zur Verfügung stehen. Bei Nutzung der verschiedenen Bowls oder eines Mehrwegbechers in einer Größe zwischen 0,2 und 0,5 Litern wird ein Pfand von einem oder fünf Euro fällig. Das Geld wird bei Rückgabe an einer beliebigen Rebowl-Ausgabestelle wieder zurückbezahlt. Sehr hilfreich ist auch die praktische App, mit der Nutzer herausfinden können, wo sich die nächste Rebowl-Ausgabestelle in ihrer Nähe befindet. Ausgabestellen sind mittlerweile in fast allen deutschen Großstädten zu finden.
  • Relevo: Das Mehrwegsystem „Relevo“ kann seit Anfang 2020 genutzt werden und bietet verschiedene Schalen, Becher und Boxen. Dabei umfasst das Angebot auch spezielle Boxen für Gerichte wie Sushi, Burger oder Pizza. Deutschlandweit stehen über 3.000 Partnerbetriebe zur Verfügung, viele davon sind Systemgastronomen. Auch bei „Relevo“ wird kein Pfand fällig, sondern die Ausleihe erfolgt über die App des Unternehmens. Versäumt es der Nutzer, die Mehrwegverpackung innerhalb von 14 Tagen zurückzugeben, muss eine Gebühr von zehn Euro entrichtet werden und das Gefäß kann behalten werden.
  • Tiffin Loop: Das Mehrwegsystem „Tiffin Loop“ wurde 2020 gestartet und verfügt mittlerweile über Ausgabestellen in mehreren deutschen Städten. Gearbeitet wird mit Edelstahlboxen und auch hier wird kein Pfand fällig, sondern die Abwicklung erfolgt per App über einen QR-Code. Wird die Box nicht rechtzeitig zurückgebracht, wird eine Zahlung von 20 Euro fällig und die Box kann behalten werden. Alternativ steht auch eine Mitgliedskarte zur Verfügung, durch die die fixe Rückgabefrist entfällt.
  • Recircle: Die Mehrwegboxen von „Recircle“ werden bereits seit 2017 angeboten und stehen vornehmlich im Raum Stuttgart zur Verfügung. Es gibt aber auch Partner in anderen Teilen Deutschlands. Insgesamt stehen rund 550 Ausgabestellen zur Verfügung. Wer möchte, kann hier neben Boxen und Bechern in verschiedenen Größen auch Mehrwegbesteck ausleihen. Bei Ausgabe muss ein Pfandbetrag bezahlt werden, die nächstgelegene Ausgabestelle kann über die Website des Anbieters ermittelt werden.
  • Sykell: Der Anbieter „Sykell“ hat seinen Sitz in Berlin und bietet seit 2021 Mehrwegverpackungslösungen an. Anders als bei anderen Anbietern erfolgt hier die Rückgabe von Behältern und Bechern anonym über Leergutautomaten teilnehmender Systempartner. Die Mehrwegalternative für Einwegverpackungen „Einfach Mehrweg“ von REWE, SYKELL und Interzero wurde mit dem „ECR Sustainability Award 2023“ ausgezeichent.
  • FairCup: Die Mehrweglösung „FairCup“ entstammt ursprünglich einem Schulprojekt und ist nach Weiterentwicklung heute bundesweit verfügbar. Die Kunden zahlen für ihr gewähltes Gefäß mit Mehrwegdeckel eine Pfandgebühr, die nach Rückgabe wieder ausbezahlt wird. Teilweise können die Becher und Schalen auch über Pfandautomaten in Supermärkten zurückgegeben werden.
17. Oktober 2023