Christian Rach verrät die Tricks der Restaurants

Der 58-jährige Christian Rach wurde durch die RTL-Sendung „Rach, der Restauranttester“ überregional bekannt. Foto: obs/ZDF/ZDF/Torbjörn Karvang

Kürzlich wurde bekannt, dass Vapiano und Gosch ihre Garnelen als Scampi verkauften. Christian Rach verrät, was es sonst noch für Tricks der Restaurants gibt.

Wie das NDR kürzlich aufdeckte, täuschen einige Restaurants ihre Gäste und servieren Garnelen statt Scampi. Darunter Vapiano und Gosch. Für viele Feinschmecker war die Enthüllung eine große Enttäuschung. Andere sagen "war doch klar" und sind sich sicher, dass diese Praxis in der Gastronomie gang und gäbe ist. Doch ist das wirklich so? In einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt plauderte Fernsehkoch Christian Rach aus dem Nähkästchen und verriet die Tricks der Schummel-Restaurants.

Immer wieder kommt es vor, dass Billigware als hochwertige Kost verkauft wird. Werden auch Sie regelmäßig über den Tisch gezogen? Ob das so ist, können Sie anhand einiger einfacher Tricks erkennen, die Christian Rach ausplauderte. Vor allem der Preis sei laut des 58-jährigen Spitzenkochs häufig ein Indiz für die Qualität des Gerichtes: "Wenn Sie eine Pizza für drei Euro bekommen, ist da kein echter Büffel-Mozzarella drauf, auch wenn es so auf der Karte steht", so der gebürtige Saarländer.

Auch, so Rach, sei "ein Rinderfilet in Bioqualität ohne Massenhaltung nicht für 12,80 Euro erhältlich". Das heißt allerdings nicht, dass alles, was teuer ist, auch gut ist. "Aber Verbraucher sollten sich vorher ein Bild davon machen, wie viel ein Gericht kosten kann und muss, wenn es nachhaltig, bio oder besonders hochwertig sein soll", so der durch die Sendung "Rach, der Restauranttester" bekannt gewordene Koch.

Möchten Sie etwas wissen? Dann fragen Sie!

Den Scampi-Skandal sieht Rach übrigens in diesem Fall nicht als solchen: "Scampi ist mittlerweile ein universelles Wort für Krustentiere. Der deutsche Begriff ist eigentlich Kaisergranat, aber das Wort kennt kein Mensch", nimmt Rach Vapiano und Gosch in Schutz. Er glaubt nicht, dass die Unternehmen vorsätzlich gehandelt hätten. Das würde auch der Preis aussagen. Laut Karte kosten die angesprochenen Scampi-Gerichte keine zehn Euro. "Ein Salat mit nur drei wild gefangenen Kaisergranaten dürfte nicht unter 38 Euro kosten", erklärt der Experte. Vielmehr hält Rach es für einen Betrug, wenn Restaurants gezüchtete Tiere als wild gefangen verkaufen würden.

Auch rät Rach zur Vorsicht beim Schafskäse. Denn selten bestehe dieser tatsächlich aus Schafsmilch. Doch wie soll der Gast dieser Sache auf den Grund gehen? "Ganz einfach", meint Rach: "Fragen!" Denn der Gastronom sei verpflichtet, offen und transparent zu sein. Wenn Sie etwas wissen möchten, fragen Sie nach! Bestehen immer noch Zweifel ist es legitim, das Produkt sehen zu wollen. "Dann muss der Gastronom Farbe bekennen. Kann er nicht beweisen, dass er da hat, was auf der Karte steht, ist das Vortäuschung falscher Tatsachen."

Hochwertige Ware fordert hochwertige Preise

Wer solch edle Speisen auf dem Teller erwartet, der muss bereit sein, etwas tiefer in das Portemonnaie zu greifen.

Auch sei Analogkäse ein gern verwendetes Produkt. Das Käseimität ist günstiger als echter Käse. Zudem rühmen sich viele Restaurants mit selbstgebackenen Kuchen. Oft sei dieser allerdings aus der Tiefkühltruhe, so Rach, der dennoch darauf aufmerksam machen möchte, dass es in der Gastronomie nicht nur schwarze Schafe gibt: "Momentan findet eine Kriminalisierung der Gastronomie statt, es wird nach verschärften Regeln gerufen, Köche füllen Papierkram aus, statt zu kochen. Man sollte nicht mit der Einstellung essen gehen: "Heute werde ich übers Ohr gehauen", sondern um eine schöne Zeit zu verbringen." Doch was dem ehemaligen Restauranttester besonders wichtig ist: Gute Speisen müssen auch dementsprechend bezahlt werden. Wenn der Kunde also Wert auf hochwertige Ware legt, muss er bereit sein, mehr zu zahlen.

Auch stellt Rach ein kleines Rechenexempel anhand einer Seezunge an: "Gute Seezungen kosten etwa 40 Euro pro Kilogramm, die sind dann wild und nicht mit dem Schleppnetz gefangen. 600 Gramm wäre eine Portion, von der man satt wird. Die würde etwa 24 Euro kosten. Damit der Gastronom auch Personal und andere Kosten decken kann, veranschlagt das Finanzamt einen Aufschlag von 300 bis 400 Prozent auf diesen Preis. Eine gute Seezunge dürften Sie im Restaurant also eigentlich nicht für unter 100 Euro bekommen."

20. Oktober 2015