Berliner Restaurants kämpfen gegen Schutzgelderpresser

Der Verein «Mafia? Nein danke!» kämpft gemeinsam mit dem LKA und Berliner Restaurants gegen Schutzgelderpresser der italienischen Mafia. © tronixAS - Fotolia.com

Schutzgelderpressung in Berliner Restaurants: Der Verein «Mafia? Nein danke!» arbeitet mit dem Landeskriminalamt (LKA) zusammen und klärt Geschäftsleute und Bürger auf. Inzwischen wurde die in Berlin stark präsente italienische Mafia zurückgedrängt, berichtet Bernd Finger, Leiter der Abteilung Organisierte Kriminalität beim LKA.

Allerdings weist Finger deutlich darauf hin, dass es ein «großes Dunkelfeld» gebe. Vor allem asiatische und russische Restaurants seien davon betroffen. Oft würden Gastronomen den Erpressungsversuch nicht melden, so Bernd Finger. «Eher zahlen diese dann das Schutzgeld», erklärt der leitende Kriminaldirektor. Er selber möchte keine Zahlen zur Häufigkeit von Schutzgelderpressungen der italienischen Mafia in Berlin nennen. Experten stufen eine «zweistellige Prozentzahl» als realistisch ein.

Die von den Erpressern geforderte Summen liegen zwischen 4000 und 5000 Euro pro Monat. In noblen Restaurants beläuft sich diese Summe sogar auf 10.000 bis 20.000 Euro. «Das können wir garantiert nicht gänzlich verhindert. Unser Ziel ist es allerdings, dass kein Gastronom sein Restaurant aufgrund der Schutzgelderpresser aufgeben muss», so Finger, der gleichzeitig erzählt, dass es pro Jahr zwei bis drei Verfahren gegen die italienische Mafia in Berlin gebe. Insgesamt werden bis zu zehn Fälle im Jahr bekannt, in denen Unternehmen von kriminellen Organisationen erpresst werden.

Erfolg durch «Mafia? Nein danke!»

Betroffene von Schutzgelderpressungen sollten sich umgehend bei der Polizei melden. © nmann77 - Fotolia.com

Im Dezember 2007 hatten circa 50 Gastronomen aus Berlin ein Erpressungsschreiben erhalten. Die Hintermänner kamen von der italienischen Camorra, welche die kriminelle Vereinigung rund um Neapel darstellt. Die Erpresser setzten ein Restaurant und mehrere Autos in Brand. Die kurz darauf festgenommenen Täter wurden zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Der schnelle Fahndungserfolg wurde möglich, weil die betroffenen Restaurants zusammengehalten und mit dem LKA kooperiert haben. Jeder einzelne Gastronom hatte Anzeige erstattet.

Nur wenige Monate zuvor hatte eine Gruppe italienischer Gewerbetreibender die Berliner Initiative «Mafia? Nein danke!» gegründet. Inspiriert wurde die Gründung von den Duisburger Mafiamorden. Im August 2007 wurden dort sechs Menschen vor einem italienischen Restaurant ermordet.

Bernd Finger beteuert, dass der Kontakt zur Polizei nach einem Erpressungsversuch besonders wichtig sei. Die Spezialisten des Landeskriminalamts bewerten dann die Vorgehensweise der Täter und sind in der Lage, Zusammenhänge zu erkennen. Erst dann zeigt sich, ob es sich tatsächlich um eine gefährliche Organisation handelt oder die Erpressung auf dem Mist einzelner Unruhestifter gewachsen sei. Die Auswertungen der letzten Jahre ergab, dass sowohl ausländische als auch deutsche Täter und Opfer auftraten. Es gibt Drohungen, Sachbeschädigungen und Gewaltanwendungen. Nicht nur im Restaurant wird oft Druck ausgeübt, auch am Wohnort der Opfer seien Hintermänner präsent.

In enger Zusammenarbeit mit dem Verein «Mafia? Nein danke!» klärt das LKA Geschäftsleute und Bürger in Seminaren und auf Veranstaltungen auf. «Wir wollen auch zeigen, dass nicht alle Italiener zur Mafia gehören», sagt Angilé Fabio, einer der Mitbegründer des Vereins. Der Restaurantbesitzer aus Kreuzberg wurde selber nie das Opfer von Erpressungsversuchen. Seine Schwester und sein Onkel schon. Entscheidend sei, dass auf keinen Fall auf die Geldforderungen eingegangen wird, sagt er. «Betroffene sollen sofort die 110 anrufen».

24. September 2012