Craft Beer: Der neue Trend der Gastronomie

Endlich mal wieder ein Trend, der in der deutschen Gastronomie für Furore sorgt. Die neuen Craft-Biere sind geschmacksintensiv und verkaufen sich bestens - auch an Frauen. Foto: © draghicich - Fotolia.com

Endlich mal wieder ein Trend, der in der deutschen Gastronomie für Furore sorgt. Die neuen Craft-Biere sind geschmacksintensiv und verkaufen sich bestens - auch an Frauen.

Die großen Konzerne haben erkannt, dass vor allem Frauen die Trends setzen. Deutschland gilt als das Land der Biere. Allerdings brach der Umsatz des beliebten Getränks in den letzten zehn Jahren um circa zehn Prozent ein. Zeit für eine neue Idee: Süffige Biere, die auch Frauen in ihren Bann ziehen. Die neuen Craft-Biere sind geschmacksintensive, kunstfertig gebraute Biere. "Craft" bedeutet "Handwerk" - und genau das soll das Brauen der Craft-Biere sein. Leidenschaft, Kunst, Kreativität. Und so leuchtet es ein, dass die Sorten abseits des Massengeschmacks Craft-Biere genannt werden."Wir Craft-Brauer stehen selbst am Sudkessel und persönlich hinter unserem Bier", so Fritz Wülfing, der Fritz Ale gegründet hat und zu den ersten gehört, die in Deutschland den extrem gehopften, superaromatischen Bierstil Imperial India Pale Ale angeboten haben. Seit der Gründung seines Unternehmens braute Wülfing ein tiefdunkles, röstaromatisches Imperial Stout, ein leichtes, fruchtiges Summer Ale und ein ebenso malziges wie hopfiges Extra Special Bitter.

Bereits vor 30 Jahren entstand das Phänomen Craft Beer in den USA. Einige Studenten hatten Lust auf ein gutes Bier und brauten ihr eigenes erstes Craft-Bier. Der Trend gelangte über Skandinavien, Italien, Belgien und weitere europäischen Ländern nach Deutschland. Inzwischen verzeichnen die Handelsregister zunehmend Neugründungen von Brauereien. Heidenpeters, Vagabund und Bogk in Berlin, Ale-Project in Erding und Wesselohs Kehrwieder. Alle haben nur eine Idee im Sinn: Das Brauen eines guten Craft-Bieres. Dafür nutzen sie freie Kapazitäten in mittelständischen Braubetrieben oder nutzen eigene Anlagen. In einem Markt, der seit Jahren eine negative Entwicklung zu verzeichnen hat, ist dies ein willkommener Trend. Denn allein im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 1,8 Millionen Hektoliter Bier weniger verkauft als noch 2011.

Vor allem Frauen sollen dank der neuen Craft-Biere dem Biermarkt ein Stück näher kommen. Durch das Filtern der Bitterstoffe in den Craft-Bieren ist das Bier süffiger und ersetzt inzwischen so manche Weinschorle. Viele Gastronomen berichten europaweit vom Bier-Trend bei den Frauen. Kein Wunder, dass sich die großen Getränkeunternehmen am neuen Craft-Beer-Markt beteiligen. Bereits im Herbst 2010 ist die Radeberger-Gruppe mit Braufactum vorgeprescht. Die ersten allerdings, die in Deutschland den Begriff "Craft Beer" einführten, waren die Macher der 2012 wiederbelebten Marke Ratsherrn. Jüngster Neueinsteiger ist "Craftwerk Brewing". Der Spross der Bitburger Gruppe geht sogar mit drei Produkten an den Start. Auch die Köstritzer Schwarzbierbrauerei aus Thüringen bietet seit dem 1. April ein Pale Ale mit herber Zitrusnote an.

Aus Wasser, Hopfen, Malz und Hefe mischen die Braumeister nicht nur Standard-Pils, sondern Ales mit Ingwer oder Frucht, bittere Biere mit starker Hopfennote. Gerade für mittelständische Unternehmen sind die neuen Craft-Biere in Zeiten des sinkenden Bierkonsums und eines harten Preiskampfes ein rettender Strohhalm. Seit Jahren schrumpft der deutsche Biermarkt, weil die Einwohnerzahl zurückgeht und eine alternde Gesellschaft weniger trinkt. Trotzdem stieg die Zahl der Brauereien im vergangenen Jahr auf 1349. Vor allem kleine Brauer müssten über Innovationen ins Geschäft kommen, was die Craft-Biere so interessant macht. Nach Angaben der Branchenvereinigung Brewers Association gab es im vergangenen Jahr 2768 Craft Breweries. Vom Volumen her haben sie einen Marktanteil von knapp 8 Prozent. In Dollar sind es wegen der höheren Preise gut 14 Prozent.

24. Juni 2014