Europas erstes nordkoreanisches Restaurant: Pyongyang in Amsterdam

Im ersten nordkoreanischen Restaurant in Europa sind die Angestellten handverlesen. Man weiß wenig über dieses so absurd anmutende Land, was in den letzten Monaten durch den «geliebten Führer» Kim Jong-il die ein oder andere negative Schlagzeile erntete. Doch in Amsterdam ist Nordkorea nun kennenzulernen - Das Restaurant Pyongyang (deutsche Schreibweise: Pjöngjang) hat seine Pforten geöffnet.

Um das Restaurant Pyongyang zu besuchen, treibt es den Feinschmecker ein paar Kilometer raus. Außerhalb des von so vielen Touristen besuchen Zentrums liegt das erste nordkoreanische Restaurant Europas in Osdorp. Keine Kneipen, keine Gässchen, dort ist alles etwas ruhiger. In einem der riesigen kastenförmigen Neubauten machte sich auch das Pjöngjang breit. Zur Unterhaltung ist eine Karaoke-Maschine aufgebaut, an den Wänden hängt nordkoreanische Kunst. Auch der Fernseher läuft. Abbildungen von furchtlosen nordkoreanischen Soldaten und Jägern empfangen die Besucher.

Neun Gänge für 79 Euro

Eingekleidet in schicken Trachten präsentieren sich die Mitarbeiter des Restaurants aufgeschlossen und unterhaltsam. An einer Karaoke-Maschine singen sie den Gästen zwischenzeitlich ein Ständchen.

Die Exotik der Speisen im Pyongyang erinnert an den Besuch in einem südkoreanischen Restaurant in Deutschland. Hühnersuppe, Barbecue, verschiedene Pilzgerichte, Reisbällchen als Dessert. Natürlich wird mit dem Kimchi auch ein fermentierter Kohl gereicht, der ein langes Leben bereiten soll. Neun Gänge bietet das Restaurant, welche mit vielen Kleinigkeiten aufgetischt werden. Nach vier von neun Gängen, greifen die drei Frauen des Service-Teams, eingekleidet in schicken Trachten, für eine Gesangseinlage zu den Mikrofonen der Karaoke-Maschine.

Das Neun-Gang-Menü für 79 Euro pro Person bietet Leckereien wie gebratene Austern, schwarze Hühnersuppe, Kimchi, Chinakohl, Rettich oder Zwiebeln. Außerdem gibt es das traditionelle nordkoreanisches Barbecue. Die neun Angestellten des Restaurants Pyongyang sind allesamt nordkoreanischer Herkunft. Am Ende des vergangenen Jahres kamen sie gemeinsam mit 72 Kilogramm Büchern, Gemälden und Küchenutensilien aus Nordkorea in die Niederlande. Vier Kellnerinnen, drei Köche, ein Übersetzer und Teamchefin Han Myong Hui bilden das Team, welches von der nordkoreanischen Regierung ausgewählt und im Restaurant Pyongyang in der chinesischen Hauptstadt Peking ausgebildet wurde.

Den Familien droht die Verhaftung

Hühnersuppe, Barbecue, Pilzgerichte, Reisbällchen, Kimchi und Co. Laut Mitbetreiber Remco van Daal unterscheidet sich die nordkoreanische Küche nur unwesentlich von der der Südkoreaner.

Anfang Februar hat Remco van Daal das Restaurant eröffnet. «Wir wollen ein Fenster sein zu einem Land, das kaum bekannt ist», so van Daal. «Und wir wollen den Leuten die Speisen Nordkoreas nahe bringen, die gar nicht so viel anders als südkoreanisches Essen», fügt van Daal an.

Das Team des Restaurants Pyongyang in Amsterdam ist zunächst für drei Jahre dort ansässig. Die Frauen des Teams gehören zu einer nordkoreanischen Elite, ihren Familien würde die Verhaftung drohen, sollten sie fliehen. Auch in den Niederlanden werden die Mitarbeiter anscheinend überwacht. Nie sieht man eine Person alleine zur Arbeit gehen. Die Köche, welche bereits in China arbeiteten, genießen einen wohl freieren Status. Denn in China betreibt das nordkoreanische Regime einige Restaurants, um sich Devisen zu verschaffen.

Nur ein paar Meter neben dem Gastraum liegen die Schriften der Kims, welche man allerdings nicht kaufen, sondern nur anschauen darf. «Das kommt noch», sagt van Daal. Mutmaßungen, das Restaurant Pyongyang könne ein Propaganda-Instrument der nordkoreanischen Regierung sein, weist er weit von sich. «Wir sind eigenständig». Das Geld für die Eröffnung des Restaurants hat nach Van Daals Angaben Mitbetreiber Remco Hellingman bereitgestellt, der Besitzer eines Hotels in der Nachbarschaft ist. In Hellingmans Hotel ist auch das Personal des Pyongyangs untergebracht. Die ZDF-Mediathek hält ein Video zum Restaurant Pyongyang in Amsterdam bereit.

30. April 2012