McDonald's will künftig am Tisch bedienen

Im Kampf gegen rückläufige Besucherzahlen krempelt McDonald's sein Konzept um: Die Gäste können sich zukünftig auch direkt an ihrem Tisch bedienen lassen.

Die Verkaufszahlen von McDonald's waren zuletzt enorm zurückgegangen. Das zunehmende Bewusstsein für gesundes Essen verdirbt den Menschen die Lust auf Fastfood. Weltweit war der Gewinn im Jahr 2014 um mehr als 20 Prozent gesunken. Erst kürzlich musste Chef Don Thompson deshalb zurücktreten. In seiner dreijährigen Amtszeit hatte das Unternehmen mit Fleisch-Skandalen in Asien, mit politischer Gängelung in Russland und mit Streiks gegen Billiglöhne in den USA zu tun. Sein Nachfolger Steve Easterbrook soll nun die Wende schaffen. Auch in Deutschland kämpft das Unternehmen seit zwei Jahren mit sinkenden Umsätzen. In Deutschland ist Holger Beeck für die Geschicke verantwortlich, der stolz verkündet, dass seine Gäste ab sofort nicht unbedingt am Tresen anstehen müssen, sondern auch direkt am Tisch bedient werden können: "Das ist für uns ein großer Schritt", so der Deutschland-Chef.

Eröffnung der "Vorzeige-Filiale" am Frankfurter Flughafen

Im McDonald's-Restaurant am Frankfurter Flughafen präsentierte das Unternehmen kürzlich, wie es die Kunden zurückgewinnen möchte. Am Terminal 2 eröffnete eine Filiale der neuen Generation. Fast keine der weltweit 36.000 Filialen ist so modern wie diese. Mit mehr als 500 Sitzplätzen ist sie die größte in Deutschland. Der Konzern fährt groß auf: Die Eröffnungsfeier wurde von Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers moderiert, Schauspieler Matthias Schweighöfer und Ex-Boxer Henry Maske waren zu Gast. Doch auch McDonald's ließ sich nicht lumpen und sorgte dafür, dass sogar Unternehmenschef Steve Easterbrook vor Ort war. Dass er sich die lange Reise aus dem US-Bundesstaat Illinois nach Frankfurt zumutete, spricht Bände: Der Konzern benötigt dringend eine Strategie für die Zukunft.

Doch die ist in Frankfurt zu begutachten: Auf 2.300 Quadratmetern gibt es neben einem Lounge-Bereich in schicken Braun- und Beigetönen eine große Spiellandschaft mit einer Rutsche in einer neun Meter hohen Rakete. Die Kinder können auch beim Essen spielen, auf die Tische werden Spiele projiziert. An den wichtigsten Standorten gibt es in Zukunft einen Tischservice und mehrere Terminals, die das bestellen und bezahlen möglich machen. "In den mehr als 40 Jahren hat es für die Gäste von McDonald's immer die gleiche Reise durch unsere Restaurants gegeben: am Counter bestellen, bezahlen, essen, Tablett zurückbringen", sagte Beek. "Das ändert sich." Das neue Erscheinungsbild soll zunächst nur in neu eröffnenden Filialen übernommen werden. Davon sind im laufenden Jahr in Deutschland derzeit acht geplant. Ab Mitte 2016 sollen auch viele der knapp 1400 bestehenden Filialen umgestaltet werden. Ach, was das Vorzeige-Restaurant in Frankfurt gekostet hat? Schlappe 8,5 Millionen Euro.

"Wir haben aus unseren Fehlern gelernt."

Egal ob eine Gurkenscheibe mehr oder etwas weniger Bacon: Sonderwünsche werden ab sofort berücksichtigt. Denn alle Speisen werden frisch und nicht mehr auf Vorrat zubereitet. Das Produktangebot soll insgesamt übersichtlicher werden, der Service effizienter und schneller. "Unser Ziel ist es, Komplexität aus dem Angebot zu nehmen, auch um Platz für Neues zu schaffen", kündigte Beeck an. Das neue Erscheinungsbild soll zunächst nur für neu zu eröffnende Restaurants gelten, in Deutschland sind dies nach bisherigen Planungen acht im laufenden Jahr.

 

Außerdem möchte McDonald's digitaler werden. Genau wie Konkurrent Burger King möchte auch McDonald's einen Lieferservice installieren. Eine Filiale in Osnabrück testet den Lieferservice mit dem Namen "McHome" bereits. "Unsere Vorbereitung auf herausfordernde Zeiten war unzureichend, wir waren an einigen Stellen zu langsam und bequem geworden. Fehler macht man vor allem, wenn die Geschäfte gut laufen", sagt McDonald's-Deutschland-Chef Beeck zum derzeitigen Negativ-Trend. Aber: "Wir haben aus unseren Fehlern gelernt."

31. März 2015