Tim Raue plant Erlebnis-Restaurant in Dubai

Tim Raue (r.) Foto: ©Nils Hasenau für TUI Cruises
Tim Raue (r.) Foto: ©Nils Hasenau für TUI Cruises

Vier Restaurants hat er schon. Und es werden immer mehr. Sternekoch Tim Raue plant neben seinen Restaurants in Berlin eine Erlebnis-Gastronomie in Dubai.

Im September 2010 eröffnete Tim Raue sein erstes Restaurant in Berlin. Danach folgten die Eröffnungen des Studio tim raue, des Sra Bua by Tim Raue und des La Soupe Populaire tim raue. Mit seinen vier Berliner Restaurants hat der 41-jährige Maßstäbe gesetzt. Schließlich hat Raue zahlreiche Auszeichnungen ergattern können. Die wichtigste davon scheint wohl die Zwei-Sterne-Auszeichnung vom Guide Michelin zu sein, welche Raue mit seinem ersten Restaurant bereits seit 2012 verteidigt.

Tim Raue hat bereits sein nächstes Ziel im Visier: Ein Restaurant in Dubai. Und zwar nicht irgendeins. Auch in der größten Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate möchte Raue nie Gesehenes realisieren. Unter anderem in Planung sind die Abkühlung des Restaurants auf fünf Grad Raumtemperatur und die darauf folgende Präsentation eines riesigen, mit Sashimi dekorierten Eisblocks. Und das in der Hitze Dubais. „Man soll sich dann fühlen, als ob man in Grönland mit den Eskimos äße“, beschreibt Raue das geplante kulinarische Abenteuer.

In den nächsten Jahren wandelt sich Fine Dining zu Entertainment Dining. Es geht viel mehr noch um das Erlebnis“, so die Zukunftsprognose Tim Raues. Spätestens 2017 möchte Raue seinen Plan des Restaurants in Dubai in die Tat umsetzen.

Gäste werden Filme über Virtual-Reality-Brillen sehen

So oder so ähnlich wird ein Gast in Tim Raues Restaurant in Dubai vermutlich aussehen. Virtual-Reality-Brillen sollen den Gast innovativ unterhalten.

Nur wenige Details der extravaganten Pläne von Tim Raue sind bereits bekannt. Darunter, dass er seinen Gästen in Dubai nicht nur Speisen anbieten möchte. Auch sollen sie über Virtual-Reality-Brillen Filme sehen, welche über die Herkunft und die Herstellung der von ihm genutzten Lebensmittel informieren. Der gebürtige Berliner stellt sich zum Beispiel vor, dass ihn seine Gäste dank der Brillen durch Berlin spazieren sehen und Gerichte wie sein geliebtes Eisbein mit Sauerkraut und Erbspüree kennenlernen. Sobald der Gast die Brille abgesetzt hat, soll er die Verwandlung des Gerichtes spüren. Denn vor ihm steht nun ein Eisbein vom Spanferkel mit Dashi, Ingwer und Senf. „Man muss heute gute Geschichten zum Essen erzählen“, weiß Raue. 

Tim Raue sieht die Sterne- bzw. Spitzengastronomie in Zukunft stärker im Erlebnisbereich. Das soll sich vor allem in seinem Restaurant in Dubai zeigen. Raue hat sich zum Ziel gesetzt, nicht nur den Geschmacksinn der Gäste zu erreichen, sondern viel intensiver auch andere Sinne ansprechen. Als Vorbild für Raues geplante multimediale Gastronomie gilt ein Restaurant auf der spanischen Insel Ibiza. Das Restaurant Sublimation und sein Erfinder Paco Roncero servieren 20 Gänge, die von visuellen, sensorischen und akustischen Effekten begleitet werden. Wer das erleben möchte, der muss tief in die Tasche greifen: Ein solches Erlebnis-Menü kostet rund 1.500 Euro. Auch das Restaurant Ultraviolet in Shanghai ist ein solches Vorbild. Dort werden während des Essens wechselnde Bilder auf wehende Tücher projiziert. So sieht der Gast zum Beispiel Meeresbilder beim Austernessen.

Geldgeber des Dubai-Projektes ist eine Gesellschaft des Emirs von Dubai, die mit neuen Restaurants weitere Touristen anlocken möchte.

Spitzengastronomie möchte weg vom Nobel-Image

Die Spitzengastronomie macht derzeit eine Entwicklung durch. Anders als auf diesem Bild zu vermuten sagt Tim Raue: „Die Leute posen nicht mehr.“

Immer mehr Restaurants gehen dem Nobel-Image aus dem Weg, bauen Hemmschwellen ab und fordern legere und ungezwungene Entwicklungen. Tischdecken verschwinden, strenge Dresscodes ebenso. Die steife Stimmung in der Spitzengastronomie gehört der Vergangenheit an. Zumindest weitenteils. Und auch die Gäste, so meint Raue, ändern sich: „Die Leute posen nicht mehr.“ Gut essen und gut trinken sei den Gästen von heute am Wichtigsten. Kein Trubel drumherum. Dafür gibt es viele Beispiele:

  • Das Haus Stemberg in Velbert nahm die alten Kupfertöpfe von den Wänden und modernisierte das Angebot.
  • Die Hotelkette "Columbia" verzichtet in mehreren Häusern auf ihre Gourmet-Restaurants.
  • Der Gast will gut essen und sich nicht fragen müssen, ob er etwas etwas falsch macht“, sagt Kevin Fehling, der kürzlich das  moderne Restaurant "The Table" in der Hamburger Hafen-City eröffnete, wo es keine Schickeria gibt.
  • Christian Bau aus dem Victor's Gourmet Restaurant in Perl-Nenning schwört in seinem Sternerestaurant auf einen lockeren Service: „Wir haben auf die letzte Perfektion verzichtet“, sagt er. „Keine goldenen Platzteller mehr, keine Tischdecken.
15. Oktober 2015