Restaurant „Restlos glücklich“ serviert, was andere wegwerfen

Das Team von „Restlos glücklich“ (v.l.): Aline, Leoni, Stefan, Wiebke, Lena und Anette. Foto: Restlos glücklich
Das Team von „Restlos glücklich“ (v.l.): Aline, Leoni, Stefan, Wiebke, Lena und Anette. Foto: Restlos glücklich

Servieren, was andere wegwerfen: Das hat sich das Restaurant „Restlos glücklich“ vorgenommen. Spätestens im Frühjahr 2016 soll es in Berlin eröffnet werden.

82 Kilogramm Lebensmittel wirft der Deutsche pro Jahr weg. Das möchte das Restaurant "Restlos glücklich" verändern. Das Restaurant für "gerettete Lebensmittel" soll spätestens im Frühjahr 2016 in Berlin eröffnet werden. Die sechs jungen Gründer Aline, Leoni, Stefan, Wiebke, Lena und Anette arbeiten kostenlos und finanzieren sich durch andere Jobs. Schließlich sollen die Lebensmittel dem Restaurant auch kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Jetzt suchen die sechs Berliner noch einen Restaurantmanager und zwei Köche - alles Posten, welche bezahlt werden sollen.

Im „Restlos glücklich“ werden Lebensmittel serviert, welche in Supermärkten aussortiert werden oder kurz vor dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums stehen. Auch nimmt das Restaurant ganze Warenfuhren entgegen, die an den Großhändler zurückgingen, weil der Abnehmer nicht zufrieden war. In solchen und ähnliche Fällen übernimmt das Restaurant. Lebensmittel wie Öl, Fleisch und Fisch sollen allerdings ganz normal gekauft werden. Das Projekt ist notwendig: Pro Sekunde werden in Deutschland rund 313 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen, die noch genießbar wären. Das hat die Umweltorganisation WWF errechnet.

Das Vorbild kommt aus Dänemark

Es gibt bereits einige Organisationen, die dem Restaurant "Restlos glücklich" zuvor kamen. Darunter die Tafel, welche bereits seit Jahrzehnten ein ähnliches Prinzip verfolgt. Auch Foodsharing-Netzwerke sind seit einigen Jahren etabliert. Es wäre also nicht so, als würde es niemanden geben, der den Verschwendern an den Kragen geht. Doch das in Berlin geplante Restaurant "Restlos glücklich" wird das erste Restaurant deutschlandweit, welches mit "geretteten Lebensmitteln" kocht. Im dänischen Kopenhagen hingegen gibt es bereits ein solches Projekt. Als Umweltwissenschaftlerin Anette Keuchel einen Bericht darüber gelesen hatte, war ihr klar: "Sowas mache ich auch!" Ihre Freundin Leonie Beckmann mutierte zu ihrer ersten Verbündeten. Mit der Initiative "Restlos glücklich" rekrutierten die beiden Berliner vier weitere Mitstreiter und starteten eine Kampagne auf der Crowdfunding-Plattform "Startnext".

Dort peilten sie zwar an, 50.000 Euro zu sammeln, erzielten aber immerhin rund 27.000 Euro. Aufgrund der fehlenden Summe ist das Projekt weiterhin auf der Suche nach Sponsoren. Die Gewinne aus dem gemeinnützigen Projekt, das ein Abendessen für sieben und 14 Euro möglich macht, sollen in Bildungsprojekte fließen. Da man anderen Lebensmittelrettern wie der Tafel nicht in die Quere kommen möchte, zählen Supermärkte nicht zu den Partnern von "Restlos glücklich".

Keine feste Speisekarte

Der Standort des Restaurants steht noch nicht fest. Sicher ist nur, dass er innerhalb eines Szeneviertels liegen soll. Also zum Beispiel in Friedrichshain, Kreuzberg, Neukölln oder Prenzlauer Berg. Die neue Location sollte einen großen Lagerraum beinhalten. Vor allem Brot wird im Übermaß dort aufbewahrt werden, weil es zumeist nach einem Tag schon unverkäuflich ist. Auch soll das neue Restaurant einen Raum bekommen, in dem Jugendliche und Kinder an das Thema Lebensmittelverschwendung herangeführt werden.

Eine fixe Speisekarte wird und kann es nicht geben. Zwar wird biologisch, saisonal und regional gekocht, Trends wie vegan, Low Carb oder vegetarisch wird das Restaurant allerdings nicht anbieten können. Denn eigentlich "wissen wir nie, was wir am nächsten Tag für Lebensmittel bekommen", erklärt Teammitglied Lena Becker. Eine weitere Besonderheit soll das Abendrestaurant für 30 Gäste bieten: Kleinere Portionen als üblich. Wer nicht satt wird, bekommt gratis Nachschlag. So lange, bis alles weg ist. Denn wenn das "Restlos glücklich" eines nicht will, dann ist es Lebensmittel selbst wegwerfen zu müssen.

12. Oktober 2015