„Krankhafte Tendenz“: Tim Mälzer über Billigfleisch in Discountern

Tim Mälzer. Foto: By Manfred Werner - Tsui (Own work) [<a href="http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0">CC BY-SA 3.0</a>], <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ATim_M%C3%A4lzer_dancer_against_cancer_2010.jpg">via Wikimedia Commons</a>
Tim Mälzer. Foto: By Manfred Werner - Tsui (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Im Gespräch mit dem stern sprach Tim Mälzer über billiges Fleisch, die sich verändernde Esskultur und unwürdige Tierhaltung. Darüber hinaus fordert der TV-Koch eine transparente Lebensmittelkennzeichnung.

Mit dem stern sprach der bekannte Fernsehkoch Tim Mälzer über billiges Fleisch in Discountern und Supermärkten. Der 46-jährige Mälzer findet das „alles sehr unwürdig“. Darüber hinaus fordert der erfolgreiche TV-Koch eine transparente Lebensmittelkennzeichnung von Fleisch. „Es gibt keine Transparenz für den Konsumenten, damit er bestimmte Kaufentscheidungen treffen kann“, so der Koch im Interview mit dem Magazin stern. Dabei vergleicht er den deutschen Lebensmittelmarkt mit dem der Schweiz. Dort wird bestimmtes Fleisch mit dem Hinweis ausgezeichnet, dass es Spuren von Hormonen enthalten kann. „Hätten wir eine solche Hinweispflicht, würde sich der Konsum radikal ändern“, glaubt Mälzer. Als gutes Vorbild dient für Mälzer die Einteilung in verschiedenen Güteklassen bei Eiern.

600-Gramm-Nackensteak für 1,99 Euro

Fleisch als Massenware ist laut Tim Mälzer ein großes Problem der Neuzeit.
Fleisch als Massenware ist laut Tim Mälzer ein großes Problem der Neuzeit.

Fleisch zu billigen Preisen anzubieten, hält Mälzer für eine „krankhafte Tendenz“. Beispielsweise lockte Discounter Aldi Süd seine Kunden kürzlich mit einem 600 Gramm schweren Nackensteak für nur 1,99 Euro. „In dieser Spirale gibt es nur Verlierer. Die Tiere werden unter unwürdigen Bedingungen gehalten, und beim Bauern bleibt finanziell auch kaum noch was hängen.“ Mälzer selber isst aufgrund der aktuellen Entwicklungen, das teilte er dem stern mit, nur noch zweimal pro Woche Fleisch. Dass Fleisch ein immer verfügbares Massenprodukt geworden sei, findet Mälzer alles andere als gut. „Du bekommst heute ja sogar dein Rinderfilet an der Nachttankstelle. Ich glaube, ich habe erst mit Anfang 20 mein erstes Rinderfilet gehabt. Früher war Fleisch etwas Besonderes, da gab es nur den Sonntagsbraten.“ Durchschnittlich verspeist ein Deutscher in seinem Leben - ausgegangen von 80 Jahren - circa 748 Tiere, darunter 661 Hühner, 45 Schweine, 31 Enten, fünf Gänse, drei Schafe und drei Rinder.

08. Juni 2017