Profikoch mit Einschränkungen

Gerade in der Zeit der aktuellen Einschränkungen mussten sich viele, normalerweise auswärts essende, Mitmenschen ihrer rudimentär ausgeprägten Kochkenntnisse besinnen. Dies wird mal weniger gut, jedoch überraschender Weise auch des Öfteren nahezu spektakulär ausgefallen sein.

Während einige sich sehnlichst schnellstmögliche Lockerungen zwecks Wiedererhöhung des Essenstandards herbeigesehnt haben dürften, konnten andere verborgene Talente und intuitive Skills an sich entdecken. Was für Hausmänner und Hausfrauen zum tagtäglichen Standardprogramm gehörte, wurde nun auch Teil der normalerweise selten bis nicht kochenden Bevölkerung. Wäre nur der leidige Herstellungsprozess - in Ordnung, doch gesellt sich die täglich auftauchende Frage „was koche ich denn heute“ noch enervierend dazu. Mehrere Lösungsansätze konnten erfolgreich Abhilfe schaffen. Fasten ist einer der eher sehr unbefriedigend anmutenden davon. Auch der dauerhafte Konsum von geliefertem Essen, was eher selten auf den Punkt und noch seltener richtig temperiert daher kommt, lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Konzentrieren wir uns also auf die richtig klingenden Ansätze und stellen diese samt Vor- und Nachteilen kurz vor.

Mögliche Ansätze zur Selbstversorgung

  • Fasten – hatten wir bereits dementiert
  • Lieferservice – wurde ebenfalls gecancelt
  • Kochen mit dem klassischen Kochbuch
  • Moderne Kochbücher
  • Kochen à la Social Media

Kochen nach dem guten alten Kochbuch

Einige der Generation vor „Z“ kennen es eventuell noch von Müttern und aus lang dahingezogener Vorzeit. Die Rede ist vom Kochbuch. Richtig, die großen, dicken Schinken, die im Küchenregal oder im Raumteiler des Esszimmers aufbewahrt wurden, zumeist mit „Klebchen“ und weiteren Notizzetteln sowie handgeschriebenen und damals noch offline „gesharten“ Rezepten komplettiert wurden. Wer schon mal ein solches Buch zu Rate gezogen hat, stellte dabei oftmals fest, dass es auch eher auf die damalige Generation zugeschrieben war, die standardmäßig noch 1.000 Dinge und Zutaten in rauen Mengen, in einem der zwei dafür notwendigen Kellerräume auf Lager hatte. Grundsätzlich fehlt dann selbst bei den „einfachst“ klingenden Gerichten nahezu die Hälfte der Zutaten. Ärgerlich! Persé sind sicherlich tolle Rezepte dabei, gerade bei den Klassikern. Allerdings wohl doch eher für den fortgeschrittenen Kochkünstler.

Moderne Kochbücher

Oben beschriebene Raritäten wurden dann spätestens Ende der 90er Jahre von modernen, schlanken und locker, kess geschriebenen Kochheftchen, damals aufkommender Kochstars abgelöst und boten ihren Konsumenten wirklich vereinfachte, wie auch gar nicht schlechte Rezeptideen in relativ einfacher Umsetzung. Diese Alternativen waren schon viel „userfreundlicher“ in ihrer Anwendung und auch auf ein deutlich jüngeres Publikum zugeschnitten.

Social Media im Bereich der Kulinarik

Einen absoluten Boom haben nicht nur die immer öfter aus dem Boden gestampften Kochformate im Fernsehen geschaffen, sondern gerade durch diesen Impuls gesetzte Kanäle und Gruppen im Bereich Social Media. Hier findet man nicht nur moderne, wie auch klassische Rezeptideen und gut beschriebene Vorgehensweisen betreffend der Zubereitung, sondern hat auch gleich noch das Feedback vieler anderer User*innen, welche die Rezepte und Gerichte bereits nachgekocht haben und Einfachheit in der Herstellung, wie auch das Resultat selbst objektiv, aber dennoch kritisch bewerten. Gold wert! Super geeignet für alle Kochinteressierten, die sich gerne immer weiterbilden und in ihrem „knowledge“ erweitern möchten. Ebenfalls genial sind zahlreiche mittlerweile mit Videocontent versehene DIY`s und Tutorials, die man auf einschlägigen Videoplattformen vorfinden kann. Das tolle daran ist ein hohes Maß an Flexibilität was die Improvisation von fehlenden Zutaten angeht. Auch innovative Applikationen entstanden in diesem Bereich. Beispielsweise Apps, in die man lediglich den manchmal spärlichen Inhalt des heimischen Kühlschranks oder Vorratsraumes eintippen konnte und daraufhin interessante Rezepte auf deren Basis erhielt. Auch die Sterneträger am Himmel der „Haut Cuisine“ mischten im Bereich der kulinarischen Onlinegestaltung auf diversen Pfaden mit. Ob hier von bereits angesprochenen und mittlerweile zum Kult gewordenen TV-Formaten oder aber von Online Kochkursen die Rede ist, bleibt außen vor, aber es ist eindeutig eine dynamische Bewegung in der gesamten Szene zu spüren. Grundsätzlich lässt sich wohl die Aussage treffen, dass es bislang noch nie so einfach war, als Laie schnell und gut zu kochen, wie heutzutage.

Interessanter Trend zur Nachhaltigkeit

Äußerst bemerkenswert ist beim Fortschritt des Interesses am Kochen generell auch der Trend zur Nachhaltigkeit zu erwähnen. 2020 scheint ja, was Nachhaltigkeit anbelangt, generell und auch Branchen übergreifend ein absolutes Boom-Jahr zu sein. Gerade aber beim Kochen in der eigenen Küche wird so mancher Hobbyköchin und manchem Hobbykoch das Thema Nachhaltigkeit und Produktqualität viel bewusster und erlebbar wie auch spürbar. Eine sehr zu befürwortende und schöne Entwicklung.

Auch die Verwendung von regionalen Produkten, welche dann eben auch die Rezeptauswahl durch ihre saisonale Verfügbarkeit beeinflussen, ist ein immer öfter wahrzunehmender Aspekt in heimischen Küchen. Eine gewisse Besinnung und daraus resultierende Bodenständigkeit sind eine schöne, wie auch erstrebenswerte Entwicklung. Ganz ehrlich – niemand benötigt im Dezember frische Erdbeeren auf dem Dessert, wenn es ein herrliches Birnenmousse auch hervorragend tut.

Spannen wir den Bogen zurück

Wenn es auch den aktuell eintretenden und wünschenswerten Lockerungen geschuldet für manche „Temporär-Köchinnen und -Köche“ lediglich ein kurzer Ausflug in die Welt der selbstproduzierten Kulinarik bleiben wird, war es sicherlich in der Mehrzahl der Fälle eine tolle Erfahrung. Und vielleicht hat ja die eine oder der Andere seine Passion in der ungeahnten Herausforderung gefunden und bleibt beim selbst gekochten und definitiv gesünderen Ernährungsstil.

28. Juni 2020